Russischer Agentur in Berlin laufen die Mitarbeiter davon

Protest in Germany against Russian invasion of Ukraine
Wie der Kreml befohlen hat, darf weder vom "Krieg", noch von einer "Invasion" gesprochen werden, nur von einem "Sondereinsatz".

Der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ruptly mit Sitz in Berlin laufen nach dem Einmarsch in die Ukraine die Mitarbeiter weg. Einige beschwerten sich in einer Telefonkonferenz, dass sie die Invasion nicht als solche bezeichnen dürften, geht aus einer der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Aufzeichnung einer Telefonkonferenz hervor. Moskau nennt seine Invasion einen "Sondereinsatz" und hat die heimischen Medien dazu angehalten, diesen Begriff zu verwenden.

Mindestens drei leitende Redakteure hatten bis Montag gekündigt, sagte ein Mitarbeiter von Ruptly, der anonym bleiben wollte. Eine von ihnen, die Planungsleiterin Katerina Alexandridi, bestätigte ihren Weggang gegenüber Reuters. Andere konnten nicht sofort erreicht werden. Auf eine per E-Mail gestellte Nachfrage bei der auf der Ruptly-Seite als Ansprechpartner genannten Person kam folgende automatische Antwort: "Seit dem 25. Februar 2022 arbeite ich nicht mehr als Chief Marketing Officer bei Ruptly". "Alle sind krank oder haben gekündigt", sagte eine Ruptly-Mitarbeiterin. "Man kann nicht Teil einer solchen Sache sein und dann in ein Flüchtlingslager gehen und so tun, als ob man sich kümmert."

Rückschlag für Russlands Sendernetzwerk

Die Abgänge sind ein Rückschlag für Russlands internationales Sendernetzwerk, das noch in diesem Jahr eine neue deutschsprachige Ausgabe von RT starten wollte. Dafür sollten etwa 200 Mitarbeiter eingestellt werden. "Einige unserer Kollegen verlassen uns", sagte Geschäftsführerin Dinara Toktosunowa laut der Aufzeichnung des Telefonats mit allen Mitarbeitern. "Bis auf Weiteres werden wir den Betrieb von Ruptly so weit wie möglich aufrechterhalten", aber die Nachtschichten würden vorübergehend nicht besetzt werden.

Eine Seite mit einem Profil von 26 leitenden Angestellten wurde am Montag von der Website entfernt. Toktosunowa sagte, das Unternehmen habe Geld, um die Mitarbeiter bis zum Jahresende zu bezahlen. Sie bot ihnen an, nach Russland zu ziehen, falls es für das Unternehmen unmöglich werden sollte, in Deutschland zu arbeiten.

Die EU-Kommission will die russischen Staatsmedien Russia Today und Sputnik sanktionieren, die als Propagandamaschine Moskaus gesehen werden. Demnach soll deren Zugang zu europäischen Medien-Kanälen blockiert werden, wie Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton am Dienstag mitteilte. Die Mitgliedstaaten müssen dem Vorgehen demnach noch zustimmen, womit die EU-Kommission noch im Tagesverlauf rechnet.

Ruptly wurde 2013 gegründet, um den staatlichen russischen Sender RT und andere Kunden mit Nachrichten zu versorgen. Angeboten werden Video- und Live-Feeds aus der ganzen Welt. Die Agentur, die mit den von Reuters angebotenen Diensten konkurriert, ist Teil des Nachrichtenimperiums der Putin-Verbündeten Margarita Simonjan. Ihr wird vorgeworfen, Spannungen in den westlichen Ländern verschärfen zu wollen. Simonjan und ihre Sender behaupten dagegen, sie böten die dringend benötigte Vielfalt und eine Alternative zu den westlichen Medien. Die EU-Kommission hat Simonjan als "zentrale Figur" der russischen Propagandamaschine sanktioniert.

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