Ruf nach US-Bodentruppen gegen IS

Muss Niederlage kleinreden: Obama
Nachdem die Terrormiliz Städte im Irak und Syrien überrannt hat, fordern führende US-Politiker mehr US-Bodentruppen.

Ein taktischer Rückschlag": US-Präsident Obama gibt sich in Interviews alle Mühe, die jüngsten Niederlagen gegen den IS kleinzureden. Pläne, die US-Strategie im Irak oder in Syrien zu ändern, gebe es keine, ergänzt das Weiße Haus. Eine Einschätzung, die viele in Washington nicht teilen. "Wir verlieren schon wieder im Irak" titelte das konservative Wall Street Journal seine vernichtende Analyse über den Fall von Ramadi, Hauptstadt der strategisch bedeutenden Anbar-Provinz und Einfallstor nach Bagdad. "Obama versucht einen Krieg mit minimalem Risiko zu führen – gegen einen Feind, der alles riskiert." Und auch den letzten noch von syrischen Regierungstruppen gehaltenen Übergang an der Grenze -Al Walid Tanef – zwischen Syrien und Irak hat der IS gestern unter seine Kontrolle gebracht.

Die USA und ihre Verbündeten haben im Kampf gegen den IS, sowohl im Irak als auch in Syrien, vor allem auf Luftangriffe gesetzt. Den Bodenkrieg sollten andere erledigen, allen voran die mit amerikanischen Waffen hochgerüstete und von US-Eliteeinheiten trainierte irakische Armee. Doch die hat sich in den vergangenen Monaten als kaum kampffähig erwiesen.

McCain fordert 10.000 US-Soldaten

Ruf nach US-Bodentruppen gegen IS
Für die Erfolge der letzten Monate waren andere verantwortlich. Die syrische Grenzstadt Kobane war Ende Jänner von Milizen der Kurden eingenommen worden. Den Sturm auf die irakische Stadt Tikrit im März erledigten wiederum schiitische Milizen, die von iranischen Elitetruppen kommandiert werden. Diese Kampfeinheiten stehen in ihrer Grausamkeit und Blutrünstigkeit den IS-Kämpfern um nichts nach. Es gab Berichte über Plünderungen, Vergewaltigungen und Massaker.

Diese schiitischen Milizen bringen sich gerade mit US-Unterstützung in Stellung zur Rückeroberung von Ramadi. Eine mehr als riskante Strategie. Die Stadt und die ganze Provinz sind Kernland der Sunniten. Der ebenfalls sunnitische IS hat unter ihnen viele Sympathisanten. Je mehr man sich hier von der schiitisch dominierten Regierung in Bagdad verraten fühlt, desto mehr junge Leute laufen zum IS über.

Für den US-Senator John McCain, gewichtigste Stimme der Republikaner in militärischen Fragen, sind all diese Verbündeten kein Ersatz für den Einsatz von amerikanischen Soldaten. "Wir brauchen endlich Bodentruppen, nicht noch mehr Kampfflugzeuge", macht er im TV-Sender Fox News deutlich. McCain spricht von 10.000 Mann. Für ihn ist Präsident Obamas Unentschlossenheit Hauptgrund für die Niederlagen: "Das ist das Versagen einer Politik, die immer von allem zu wenig einsetzt."

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