Lesbos: Flüchtlinge stellen massenweise Asylanträge
Am Montagmorgen waren auf der Grundlage des Flüchtlingspakts der EU mit der Türkei die ersten 202 Menschen von den griechischen Inseln Lesbos und Chios zurück in die Türkei geschickt worden. Busse brachten in der Früh Dutzende Migranten zum Hafen der Insel Lesbos, wie das griechische Fernsehen zeigte. Das erste Schiff lief anschließend ins türkische Dikili aus, wie eine dpa-Reporterin beobachtete. Kurz darauf legte auch das zweite bereitstehende Schiff ab.
Als erstes wurden Migranten ausgewiesen, die keinen Asylantrag gestellt haben sollen, wie aus Kreisen der Küstenwache verlautete.
Das habe dazu geführt, dass Flüchtlinge massenhaft Asylanträge stellen, um die Abschiebung hinauszuzögern. Das sagte am Montagmorgen die Chefin der für Migration zuständigen Abteilung der griechischen Polizei, Zacharoula Tsirigoti.
Asylexperten aus EU-Ländern sollen helfen
Von nun an gelte es, Asylanträge zu bearbeiten, bevor weitere Migranten in die Türkei zurückgeschickt werden könnten, sagte Tsirigoti. Aus Kreisen der europäischen Grenzschutzagentur Frontex auf Lesbos hieß es, wegen der Antragsflut sei es nun umso wichtiger, dass zügig Asylexperten aus anderen europäischen Ländern nach Griechenland entsandt würden.
Frankreich entsendet 200 Polizisten
Nach Berechnung der Nachrichtenagentur AFP sollen insgesamt rund 6.000 Flüchtlinge aus Griechenland abgeschoben werden - laut der griechischen Nachrichtenagentur ANA allein bis Mittwoch 750. Die Türkei baut derzeit Aufnahmelager an der Küste gegenüber von Lesbos und Chios auf sowie ein größeres Flüchtlingslager im Inland. Die EU schickte zur Unterstützung der Aktion Experten und Sicherheitskräfte. Allein Frankreich entsandte 200 Polizisten.
Mit dem umstrittenen Abkommen zwischen EU und Türkei will die EU den Zustrom von Flüchtlingen drosseln. Es sieht vor, dass alle Menschen, die seit dem 20. März illegal nach Griechenland übergesetzt sind, vom heutigen Montag an zwangsweise in die Türkei zurückgebracht werden können. Seit dem Stichtag trafen etwa 5.000 auf den Ostägäis-Inseln ein.
Syrer nach Deutschland gebracht
Ausgenommen von den Rückführungen sind nur Menschen, die nachweisen können, dass sie in der Türkei verfolgt werden. Die Regelung, das für jeden aus Griechenland abgeschobenen Syrer ein Syrer aus der Türkei legal in der EU aufgenommen wird, gilt zunächst für 72.000 syrische Flüchtlinge, die in der Türkei Zuflucht gesucht haben. Die ersten Syrer wurden heute nach Deutschland gebracht.
Weiterhin Neuankünfte in Griechenland
Trotz der Rückführung von Migranten hält der Flüchtlingszustrom nach Griechenland allerdings weiter an. Innerhalb von 24 Stunden hätten 339 neue Asylsuchende vom türkischen Festland auf griechische Ägäis-Inseln übergesetzt, teilte der griechische Stab für die Flüchtlingskrise am Montag mit.
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