Briten horchen Diplomatenhotels aus

Neue Enthüllung zeigen, dass es sehr wohl wirtschaftliche Motive bei der Spionage gegeben hat.
Laut Snowden überwacht der britische Geheimdienst GCHQ gezielt Hotelbuchungssysteme um an Reisepläne von Diplomaten zu kommen.

Mehr als 350 Hotels weltweit, die häufig von Diplomaten und Regierungsdelegationen gebucht werden, werden vom britischen Geheimdienst GCHQ überwacht, schreibt der Spiegel. Durch das Programm "Royal Concierge" ("Königlicher Portier"), das auf Reservierungssysteme abzielt, wird der GCHQ tagesaktuell über die Hotelreservierungen und damit die Reisepläne von Diplomaten informiert.

Das Programm gleicht die Buchungen automatisiert mit E-Mail-Adressen ab und durchsucht sie gezielt nach bekannten Regierungsadressen, etwa mit den Endungen "gov.xx". Die Vorabinformation über die Hotelaufenthalte ermögliche den "technischen Abteilungen" des britischen Dienstes, entsprechende Vorbereitungen zu treffen - wozu den Unterlagen zufolge sowohl das Abschöpfen des Zimmertelefons als auch der dort eingesetzten Computer gehören kann. Das geht aus Unterlagen des NSA-Whistleblowers Edward Snowden hervor, die das Nachrichtenmagazin einsehen konnte.

Die Ergebnisse von "Royal Concierge" könnten auch die Voraussetzungen für "Humint"-Operationen sein, heißt es in den Dokumenten. Die Abkürzung steht im Geheimdienstslang für "Human Intelligence", also den Einsatz von menschlichen Spionen. Das GCHQ wollte den Vorgang auf Spiegel-Anfrage "weder bestätigen noch dementieren".

Kerry: Beziehung kitten in Deutschland

Wie ebenfalls der Spiegel berichtet, plant US-Außenminister John Kerry eine Versöhnungsreise nach Deutschland, um das durch die NSA-Abhöraffäre beschädigte Verhältnis zu reparieren. Kerry werde nach Berlin kommen, sobald die neue Regierung im Amt sei, heißt es dem Magazin zufolge in Washington. Die Reise soll Teil einer diplomatischen Offensive sein, um den Unmut der Europäer über die amerikanische Spionage zu dämpfen.

Kerry hat bereits eine "transatlantische Renaissance" angekündigt. Seine Europa-Staatssekretärin Victoria Nuland betonte, man wolle nun "doppelt so stark" auf enge Zusammenarbeit zwischen Europa und den USA setzen - etwa beim geplanten Freihandelsabkommen oder der Energiesicherheit.

Eine hochrangige Delegation um den Vorsitzenden des Unterausschusses für Europa im Senat, den US-Demokraten Christopher Murphy, wird dem Bericht zufolge möglicherweise bereits am 24. und 25. November in Berlin sein und hofft auf einen Termin bei Kanzlerin Angela Merkel. Geplant sei außerdem ein Abstecher nach Brüssel. Man wolle die "berechtigten Sorgen unserer europäischen Partner über Ausmaß und Ausgestaltung einiger US-Überwachungsprogramme" diskutieren, sagte Murphy.

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