Richard Grenell: Der Trump-Loyalist ist großer Fan von "Rockstar" Kurz
Richard - "Ric" - Grenell hat sich in Deutschland einiges anhören müssen. Und das hatte indirekt auch mit Sebastian Kurz zu tun. Denn der US-Botschafter Donald Trumps in Berlin wurde im Juni 2018 heftig für ein Interview kritisiert, in dem er sich als glühender Bewunderer des jungen österreichischen Kanzler ausgesprochen hatte.
Breitbart, die mittlerweile berühmt-berüchtigte ultrarechte US-amerikanische Website, die lange vom späteren Trump-Berater Steve Bannon geführt wurde, hatte sich mit dem Trump-Loyalisten Ric Grenell zusammengesetzt, der wenige Tage nach dem Interview seinen Dienst in der deutschen Hauptstadt angetreten hatte.
"Ich bin fest überzeugt, die Konservativen in Europa stärken zu wollen", sagte er zu Breitbart. "Ich denke, dass es einen Aufschwung konservativer Ideen gibt, die sich durchsetzen, weil die Maßnahmen der Linken gescheitert sind."
Im selben Atemzug fand er überschwängliches Lob für Sebastian Kurz. Der junge ÖVP-Chef, der wenige Monate zuvor eine Koalition mit der rechten FPÖ eingegangen war und durch seine restriktive Migrationspolitik, bereits als Außenminister aufgefallen war, sei ein "Rockstar", erklärte Grenell den US-Journalisten. "Ich bin ein großer Fan."
Deutschlands Politik irritiert
Als Botschafter wollte er wenige Tage nach Erscheinen des Breitbart-Artikels zu Ehren von Sebastian Kurz ein Mittagessen in seiner Berliner Residenz mit hochrangigen Gästen veranstalten. Kurz sollte selbst auch kommen. Der Termin wurde aber schließlich abgesagt.
Denn die Irritation wegen des Mittagessens und die Verstimmung nach dem Interview ließen die Wogen in Deutschland hochgehen. Es gilt als ungewöhnlich für Diplomaten, sich so deutlich politisch zu äußern. Das Interview im rechten US-Nachrichtenportal hat daher Irritationen in der deutschen Bundesregierung ausgelöst. "Wir haben die US-Seite um Aufklärung gebeten", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes damals.
Nach diplomatischen Gepflogenheiten werden Vorlieben für bestimmte politische Parteien oder Bewegungen nicht öffentlich gezeigt. Dies gilt als Einmischung in innenpolitische Angelegenheiten. Die Vorwürfe wies Grenell allerdings zurück - er wolle keine Kandidaten oder Parteien auf direkte Weise unterdrücken, schrieb er auf Twitter. Das sei "lächerlich".
Nach dem geplatzten Mittagessen setzte sich Grenell offenbar umso intensiver für ein direktes Zusammentreffen von Kurz mit Trump ein, das schließlich im Februar 2019 über die Bühne ging. Doch maßgeblich für den Besuch verantwortlich war der US-Botschafter in Wien, Trevor Traina. Der wohl ebenso am Zustandekommen des bevorstehenden Treffens zwischen Sebastian Kurz und Donald Trump Anfang März beteiligt war.
Auch die Trumps sind "Fans"
Traina hat das letzte Zusammentreffen eingefädelt, er hat engste Verbindungen zu Ivanka Trump und fädelte im Rahmen des letzten offiziellen US-Besuchs ein Abendessen mit ihr und Sebastian Kurz zum Abendessen in ihrem Haus ein, bei dem auch ihr Mann Jared Kushner, Berater des US-Präsidenten anwesend war.
Dass Kurz im Weißen Haus empfangen wurde, lag aber angeblich auch an Donald Trumps Bewunderung für den Österreicher. Der US-Präsident sei neugierig auf den "dynamischen" Politiker, formulierte es die frühere Botschafterin in Österreich, Helene von Damm damals. Trump interessiere sich für Ideen "junger Leute, die unverbraucht sind".
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