Republikaner-Vorwahl in Iowa: Kann Trump noch gestoppt werden?

Donald Trump
Mit der ersten Vorwahl der Republikaner startet am Montag offiziell das Rennen um die US-Präsidentschaft.

Wie alle vier Jahre ist das ländliche Iowa am Montag für einen Tag der Nabel des Politikbetriebs in den USA. In dem Agrarbundesstaat fällt mit den republikanischen Vorwahlen offiziell der Startschuss zur Präsidentschaftswahl am 5. November

Ex-Präsident Donald Trump, der dann wie 2020 auf den Demokraten Joe Biden treffen könnte, ist in dem demografisch nicht repräsentativen Bundesstaat (92 Prozent Weiße, überproportional evangelikal) seit Monaten der unangefochtene Umfragen-König. Jetzt wird es ernst.

In basisdemokratischen Versammlungen kommen ab 19 Uhr Ortszeit erwartete 150.000 von insgesamt 1,2 Million Wahlberechtigten in rund 1.650 Wahllokalen (Bauernhöfe, Schulen, Turnhallen oder größere Wohnzimmer) zum sogenannten „caucus“ zusammen. 

➤ Mehr lesen: Was Israels Krieg mit den US-Wahlen zu tun hat

Sie bestimmen dort ihren Kandidaten für den Krönungsparteitag der „Grand Old Party“ (GOP) in Milwaukee. Dort werden im Juli rund 2.500 republikanische Delegierte aus den 50 Bundesstaaten erwartet. Der Sieger benötigt nach Parteiangaben circa 1.235 Stimmen. Iowa stellt 40.

Domino-Effekt erwartbar

Wer bei den Republikanern in Iowa und danach in New Hampshire (23.1.), Nevada (6. und 8.2.) und South Carolina (24.2.) die Vorwahlen gewinnt oder unter den ersten Drei landet, kann auf einen Domino-Effekt setzen.

Obwohl nur ein Bruchteil der Delegiertenstimmen vergeben wird, liefern Siege zu Beginn des Wahl-Marathons, der bis Juni dauert, die wichtigsten Zutaten: Medieninteresse, Spendenfluss und Gewinner-Aura. Kurz: „Momentum“. Umgekehrt gilt: Wer leer ausgeht, kann meist schon vor dem „Super-Tuesday“ (diesmal am 5. März) einpacken, wenn parallel 15 Bundesstaaten ihre Delegierten ermitteln. Was steht in Iowa auf dem Spiel?

Rennen könnte nach Iowa gelaufen sein, meinen Strategen

Setzt Donald Trump Meinungsumfragen in Stimmen um, deklassiert er seine einzigen ernst zu nehmenden Verfolger Nikki Haley und Ron DeSantis um 30 Prozentpunkte plus x, ist das Rennen fast schon gelaufen, sagen viele Republikaner-Strategen. Hat er nur knapp die Nase vorn oder würde er wie 2016 (damals gegen Texas-Senator Ted Cruz) sogar verlieren, könnte die Götterdämmerung beginnen.

Trump setzt auf die einflussreichste Wählergruppe Iowas: weiße, rechtskonservative, protestantische Christen, denen der Schutz des ungeborenen Lebens und der traditionellen Ehe von Mann und Frau ebenso am Herzen liegt wie das Misstrauen gegenüber der Regierung in Washington.

Rückenwind für Nikki Haley?

Nikki Haley, Ex-Gouverneurin von South Carolina (51), könnte mit einem starken zweiten Platz in Iowa mit viel Rückenwind acht Tage später in die Vorwahl im liberaleren New Hampshire gehen. Dort hat sie, obwohl Trump auch hier führt, nach dem Last-Minute-Rückzug von Chris Christie aus dem Präsidentschaftsrennen, Siegeschancen.

Republikaner-Vorwahl in Iowa: Kann Trump noch gestoppt werden?

Nikki Haley

Sie könnte sich damit vor der Wahl in ihrem Heimat-Bundesstaat South Carolina als einzige Alternative zu ihrem ehemaligen Boss festsetzen und finanzstarke Spender aus dem Anti-Trump-Lager einsammeln.

➤ Mehr lesen: Kann Nikki Haley Donald Trumps Kandidatur kippen?

DeSantis hofft auf einen Knaller 

Floridas Gouverneur Ron DeSantis (45) hat seinen Wahlkampf ganz auf einen Knaller in Iowa ausgerichtet, alle 99 Landkreise abgegrast und dort Tausende Hände geschüttelt. Vergebens. In Umfragen rangiert er an dritter Stelle. Landet er in Iowa hinter Haley, ist seine Kandidatur als „Trump mit Hirn und ohne Drama“ de facto vorüber.

➤ Mehr lesen: Ron DeSantis - Warum der einstige Hoffnungsträger der Republikaner an Beliebtheit verlor

Republikaner-Vorwahl in Iowa: Kann Trump noch gestoppt werden?

Ron DeSantis

Haley und DeSantis halten sich Türen offen

Haley wie DeSantis haben ihre Samthandschuhe gegenüber Trump zwar ausgezogen und warnen republikanische Wähler vor dem „Verlierer“ und „Chaoten“. So brutal und herablassend, wie er sie angeht (Trump nennt Haley „Spatzenhirn“ und mokiert sich über DeSantis’ „künstlich erhöhten Stiefelabsätze“), äußern sich die Nachwuchs-Politiker über den 77-Jährigen nie. 

Beide wollen ihre langfristigen Optionen – Haley als denkbare Vizepräsidentschaftskandidatin von Trump, DeSantis als Hoffnungsträger für 2028 – nicht verspielen. Sie haben Angst davor, dass Trump-Wähler ihnen nicht verzeihen.

Unsicherheitsfaktoren für Iowa

Wie der Caucus-Tag am Montag tatsächlich endet, hängt von mehreren Unsicherheitsfaktoren ab. In Iowa sind Temperaturen von minus 20 Grad und Schneefall angesagt. Viele der im Schnitt 55 Jahre alten Wahlteilnehmer könnten aus Angst vor Unfällen zu Hause bleiben. Geringe Wahlbeteiligung, so der Experte Dave Kochel, „birgt oft Überraschungen“.

➤ Mehr lesen: Was es für uns bedeutet, wenn Trump "die USA wieder groß macht"

Die geheimen Papier-Wahlzettel müssen außerdem von Ehrenamtlichen, nicht von staatlichen Profis, ausgewertet und digital an die Parteizentrale weitergeleitet werden. Dabei kam es in der Vergangenheit zu haarsträubenden Fehlern.

Und weil Iowa noch am Tag des Caucus erlaubt, sich als Republikaner zu registrieren, könnten verkappte Demokraten in die Entscheidung eingreifen – für Trump oder für Haley/DeSantis.

Kommentare