DeSantis: Einstiger Hoffnungsträger vieler Republikaner verliert an Beliebtheit

Kann DeSantis sich in der Vorwahl gegen Trump durchsetzen? Die Republikaner sind sich aktuell unsicher.
Der Gouverneur von Florida sollte eine Kandidatur Donald Trumps verhindern. Nun wird der Ruf nach aussichtsreicheren Kandidaten lauter.

Es ist kaum zwei Monate her, da galt Ron DeSantis unter den Republikanern noch als Wunschkandidat, um Donald Trump bei den republikanischen Vorwahlen für den Präsidentschaftswahlkampf 2024 zu schlagen. Heute wird die von Pannen geprägte Kampagne des Gouverneurs aus Florida von konservativen Parteistrategen bereits als „kurz vor dem Scheitern“ bezeichnet.

In Umfragen hat sich sein enormer Rückstand auf den Top-Favoriten Trump trotz dessen juristischer Probleme noch weiter vergrößert – auf rund 30 Prozentpunkte. Sechs Monate vor Beginn der Vorwahlen wird DeSantis bereits mit „schnell verglühten Sternen“ wie Scott Walker und Jeb Bush verglichen, die 2016 an zu großen Erwartungen und an Trumps Unbarmherzigkeit gescheitert sind.

Dem angeschlagenen Kandidaten bleibt nur ein enges Zeitfenster, um seine Ausgangsposition zu verbessern. Neben kräftigem Personalabbau in seinem Stab soll eine Öffnung hin zu den bisher von ihm verschmähten Mainstream-Medien auch Amerikaner links der Mitte überzeugen.

"Bekennt bei zentralen Themen keine Farbe"

Doch schon der Auftakt bei CNN diese Woche ging nach Ansicht von konservativen Wahlkampf-Strategen daneben: „Er bekennt bei zentralen Themen keine Farbe.“ So hat DeSantis in Florida ein umstrittenes Gesetz unterzeichnet, das Abtreibungen ab der sechsten Schwangerschaftswoche unter Strafe stellt. Der Frage, ob er dies auch landesweit durchsetzen würde, wich DeSantis mehrfach aus.

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Die Zweifler haben inzwischen auch die Chefetagen des im rechten Spektrum meinungsbildenden Senders Fox News erreicht. Dort war Oberboss Rupert Murdoch früh angetan von DeSantis. Er hielt ihn für strukturierter und weniger divenhaft als Trump. Seit der Elite-Uni-Absolvent (Harvard, Yale) im Mai seine Kandidatur startete, ist die Euphorie beim Medien-Milliardär aber verflogen. Dass der 44-Jährige systematisch versucht, Trump ideologisch rechts zu überholen – etwa mit Attacken gegen Homosexuelle – gefällt Murdoch nicht.

Zu viel Florida-Fokus?

Bei Auftritten im Bauern-Bundesstaat Iowa, wo DeSantis im Jänner 2024 den Vorwahl-Auftakt gewinnen will, zeigte sich zudem, dass der dreifache Familienvater die regionale Brille nicht so einfach absetzen kann: Er redete fast immer nur von Florida. „Zwischen Sioux City und Cedar Rapids“, sagte ein Lokal-Reporter auf Anfrage, „haben die Menschen andere Befindlichkeiten, auf die DeSantis bisher nicht reagiert hat.“

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Weil DeSantis in den Umfragen keinen Boden gutmacht und alle übrigen Kandidaten (Pence, Haley, Christie etc.) im einstelligen Prozentbereich verharren, wird der Ruf lauter, dass mit Brian Kemp (Georgia) und Glenn Youngkin (Virginia) zwei konservative, aber auch für moderate Wählerschichten erreichbare Gouverneure in das Präsidentschaftsrennen einsteigen sollen.

Beide Protagonisten schweigen bisher. Nach der ersten TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber am 23. August könne sich das ändern, heißt es in Republikaner-Kreisen: „Wenn DeSantis das erste Rede-Duell gegen Trump als gerupftes Huhn verlassen sollte, werden die Karten neu gemischt.“

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