Die Polizei setzte Pfefferspray ein. Es kam zu einem Handgemenge. Etliche Personen, darunter sechs Beamte, trugen leichte Verletzungen davon. Einige prominente Kongress-Abgeordnete, die im Gebäude an der South Capitol Street waren, wurden vorsorglich evakuiert. Die Szenen am DNC-Hauptquartier stehen beispielhaft für die immer hitziger werdende inner-amerikanische Debatte in der Frage:
Wie weit darf die US-Unterstützung für die israelische Regierung von Benjamin Netanjahu noch gehen, der Gaza seit Wochen bombardieren lässt – als Vergeltung für die Terror-Anschläge der radikal-islamischen Hamas, der über 1400 Israelis zum Opfer fielen.
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"Freie Hand für Israel"
Für Joe Biden steckt darin ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl Sprengstoff. Knapp 50 Prozent der demokratischen Wählerschaft halten seine Israel-Politik für falsch. Bei einer der größten Demonstrationen, die Washington DC in den vergangenen Jahrzehnten gesehen hat, ergriffen vor knapp zwei Wochen über 200.000 Menschen das Wort für ein „freies Palästina“. Sie beklagten das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza.
Joe Biden wurde bei dem Protest in der Nähe des Weißen Hauses als "Genozid-Joe" gegeißelt, der Israel zu viel freie Hand lasse. Arabisch-stämmige Amerikaner, die in Bundesstaaten wie Michigan eine wichtige Wählergruppe darstellen, wollen ihm am 5. November 2024 an der Wahlurne die Quittung dafür ausstellen. Das kann Biden entscheidende Stimmen kosten.
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In dieser Woche konterten gut 250.000 Unterstützer beim "Marsch für Israel" auf der "Mall" in Washington das Bild und stellten sich vehement hinter die Aussage, dass Israel jedes Recht besitze, sich gegen die existenzielle Bedrohung durch Hamas zur Wehr zu setzen. Bidens bisherige Linie – er schließt sich den Forderungen eines Waffenstillstands nicht an, solange die Hamas nicht neutralisiert ist – trifft auch in der eigenen Regierung auf massiven Widerspruch.
In einem offenen Brief, den über 500 Angestellte quer durch alle Ministerien unterschrieben haben, heißt es: "Wir appellieren an Präsident Biden, dass er dringend eine Feuerpause fordert, sowie die Deeskalation des derzeitigen Konflikts durch die sofortige Freilassung der israelischen Geiseln und willkürlich verhafteter Palästinenser. Ebenso die Wiederherstellung der Wasser- und Stromversorgung und anderer Grundversorgung wie auch der mit Benzin."
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