Politisch einsamer Van der Bellen tankt Kraft beim Papst

Nach einem Krach mit Strache freut sich Van der Bellen auf ein Gespräch mit einem Gesinnungsgenossen.

Im Gepäck nach Rom hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen eine Rede des Papstes. Die spirituelle Kraft einer Stelle aus dem Matthäus-Evangelium hat es ihm besonders angetan: "Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen."

Heute, Donnerstag, um 10 Uhr empfängt Papst Franziskus Van der Bellen zu einem Vieraugen-Gespräch. Van der Bellen wird dem Papst sagen, wie sehr er von ihm beeindruckt ist, und wie wichtig er dessen Einsatz für Flüchtlinge findet.

Diffamierte Helfer

"Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen." Der Satz aus der Rede des Papstes, vorgetragen vom Bundespräsidenten, hängt noch in der Luft, als Van der Bellen in die Innenpolitik wechselt. "Wer wird in Österreich Leute ansprechen, die sich engagieren, und die inzwischen als Willkommensgrüßer diffamiert wurden?"

Die künftige Regierung werde es wohl nicht sein. Die SPÖ? Mit sich selbst beschäftigt. Die Grünen? Weg. Neos? Da wisse man nicht, welche Linie sie einschlagen.

Bleibt nur noch der Bundespräsident, gewählt als Anti-Hofer, inzwischen jedoch seines politischen Hinterlands weitgehend beraubt.

Mehr noch. Van der Bellen muss eine Regierung mit FPÖ-Beteiligung angeloben. Und bis zu einem gewissen Grad wird es auch seine Regierung sein, die er "bis zu einem gewissen Grad", wie er wiederholt betont, zu verteidigen haben wird.

Van der Bellen wird darauf achten, wer Minister für Justiz, Innenressort, Außenamt und Finanzen wird. Einen Johann Gudenus oder Harald Vilimsky will er nicht für ein Regierungsamt angeloben.

Mit FPÖ-Chef Heinz Christian Strache rauft er sich mühsam zusammen. Unlängst krachte es. Strache wollte dem Staatsoberhaupt erklären, wie beschränkt dessen Macht sei. Van der Bellen konterte maliziös anhand von Zitaten, die Norbert Hofer im Wahlkampf über die Macht des Bundespräsidenten gesagt hat. Das Gespräch verlief äußert kühl, obwohl Van der Bellen Hofers Kernsatz ("Ihr werdet Euch noch wundern, was alles möglich ist") gar nicht in die Redeschlacht warf.

Van der Bellen kehrt einen Tag früher als geplant aus Rom zurück. Am Freitag lässt er sich bereits wieder von den Regierungsverhandlern Bericht erstatten.

Kommentare