Gefahr für Raumstation? Russland bestätigt Abschuss eines Satelliten

Die Internationale Raumstation ISS
Die USA, die NATO sowie die Raumfahrtbehörden NASA und ESA werfen Moskau vor, durch den entstandenen Weltraumschrott die ISS zu gefährden.

Der Test einer russischen Anti-Satelliten-Rakete, bei dem ein russischer Satellit zerstört wurde, hat am Dienstag weltweit für massive Kritik gesorgt. "Wir verurteilen Russlands rücksichtslosen Test", sagte US-Außenminister Antony Blinken. Dadurch sei Weltraumschrott entstanden, "der das Leben von Astronauten, die Integrität der Internationalen Raumstation und die Interessen aller Nationen gefährdet".

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnete den Raketentest als eine "rücksichtslose Handlung". Auch die US-Raumfahrtbehörde NASA reagierte mit Kritik. "Mit seiner langen und traditionsreichen Geschichte in der bemannten Raumfahrt ist es unvorstellbar, dass Russland nicht nur die amerikanischen und internationalen Partner-Astronauten auf der ISS, sondern auch seine eigenen Kosmonauten gefährdet", sagte NASA-Chef Bill Nelson.

"Solche Tests in großen Höhen sind sehr belastend für die Raumfahrt", sagte Holger Krag von der Europäischen Weltraumagentur ESA. Idealerweise mache man sie gar nicht - und wenn doch, dann in niedriger Höhe. Denn je höher das Zielobjekt, desto länger blieben Fragmente im All.

"Keine Bedrohungen"

Von russischer Seite hatte es nach ersten Berichten über den Raketentest am Montag zunächst geheißen, ein ausgedienter Satellit sei der ISS nahe gekommen. Später bestätigte das Verteidigungsministerium den Abschuss eines "ausgedienten Raumflugkörpers Zelina-D", der sich seit 1982 im All befunden habe. Die Trümmerteile des zerstörten Satelliten stellten allerdings "keine Bedrohungen für Raumstationen, Raumflugkörper und Weltraumaktivitäten dar" - und würden das auch in der Zukunft nicht tun.

Das Weltraumkommando der US-Streitkräfte schätzt, dass der Test bisher mehr als 1.500 nachverfolgbare Trümmerteile in der erdnahen Umlaufbahn produziert habe. Vermutlich würden diese letztlich in Hunderttausende kleinere Trümmer zerfallen und "über Jahre und möglicherweise Jahrzehnte in der Umlaufbahn verbleiben".

ISS geräumt

Wegen einer möglichen Kollision mit dem Weltraumschrott musste die ISS am Montag zweimal kurzzeitig geräumt werden. Der Kosmonaut Pjotr Dubrow sagte der russischen Staatsagentur Tass zufolge, die sieben Raumfahrer hätten sich in beiden Fällen in zwei an der Station angedockten Raumschiffen in Sicherheit gebracht. Im Falle eines Zusammenstoßes hätte die Besatzung so schnell zur Erde zurückfliegen können.

Auch die US-Raumfahrtbehörde NASA teilte mit, die Astronauten und Kosmonauten auf der ISS hätten "Notfallverfahren für die Sicherheit" eingeleitet, nachdem die Flugsicherung sie wegen der Trümmer geweckt hatte. Die Luken zu bestimmten Modulen seien geschlossen worden. Als die ISS eine Trümmerwolke durchflogen habe, hätten die Astronauten und Kosmonauten sich in ihre Raumschiffe begeben.

Tass berichtete, der Generaldirektor der russischen Raumfahrtbehörde Roscosmos, Dmitri Rogosin, werde an diesem Dienstag in Moskau mit NASA-Vertretern zusammenkommen. Bei dem bereits seit längerem angesetzten Treffen werde es nun auch um den Vorfall vom Montag gehen.

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