Die Tatsache allein, dass Russlands Staatschef neben seiner Ex-Frau Ljudmila Beziehungen gehabt haben könnte, wird Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow wohl nicht zur mürrischen Aussage veranlasst haben, dass er „das erste Mal von dieser Frau höre“. Putin hatte schließlich schon andere angebliche Affären, etwa mit Turnerin Alina Kabajewa.
Vielmehr dürfte das zwielichtige Geflecht an privat-beruflichen Verbindungen, das sich mit der Enthüllung offenbarte, den Kreml stören. Denn die Mutter eben jenes 17-jährigen Mädchens, das laut Proekt „eine phänomenale Ähnlichkeit mit Putin“ aufweise – was auch ein Gesichtserkennungsexperte der University Bradford festgestellt habe –, ist heute keine Putzfrau mehr. Sie und ihre Familie sind mittlerweile geschätzt 100 Millionen Dollar schwer. Und dieses Vermögen haben sie, so insinuiert das Online-Medium, vornehmlich Putin und seinen engsten Freunden zu verdanken.
Begonnen haben soll die Beziehung zwischen Putin und der heute 45-Jährigen schon in den 1990ern, als er noch Vizebürgermeister in St. Petersburg war. Wie und wo die beiden einander kennengelernt haben, ist unklar; fest steht nur, das Kriwonogich zeitgleich mit Putins Amtsantritt als Präsident plötzlich zu Reichtum gelangt ist. Nach einem Wirtschaftsstudium stieg die junge Frau, die in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen ist, bei der jungen Bank Rossija ein – nicht nur als Mitarbeiterin, sondern auch als Aktionärin.
Vermittelt haben soll ihr dies ein Mäzen, so Weggefährten – ein Mitglied der damaligen Petersburger Stadtregierung, das den Spitznamen „Papi“ trug. 2,8 Prozent der Privatbank gehörten ihr noch im Jahr 2019, das entspricht einem Wert von fast neun Millionen Euro.
Die Bank Rossija – heute eine der 20 größten des Landes – gilt als ein Konstrukt Putins und seiner Getreuen aus Petersburg. Unter den Aktionären finden sich fast ausnahmslos Personen, die zum engsten Zirkel des Präsidenten zählen – Menschen, die auch Kriwonogich bei der Vermehrung ihres Reichtums geholfen haben sollen.
So sind die 45-Jährige und deren Tochter heute deren Nachbarin auf der noblen Kamennyj Ostrov, der steinernen Insel in Petersburg – einem Ort, wo ausschließlich Putins Freunde wohnen. Dazu ist sie Mitbesitzerin des Veranstaltungskomplex Leningrad Center, in dem elitäre Clubs mit Eintrittspreisen von bis zu 300 Euro stattfinden. Weiters auf der Liste: eine 37-Meter-Yacht im Wert von 5,4 Millionen Dollar; Gebäude in Petersburg, Moskau und Sotschi; das Skigebiet Igor, in dem Putin gerne Ski fährt – und in dem die jüngere seiner beiden ehelichen Töchter, Katerina Tichonowa, im Jahr 2013 geheiratet hat.
Ob Elizaweta, die Dritte im Bunde, ihren angeblichen Vater je getroffen hat oder ihn sogar gut kennt, weiß man nicht. Darüber hat das Proekt keine Kenntnis. Bilder von ihr hat das Medium jedenfalls aus ethischen Gründen nicht veröffentlicht, sie ist noch minderjährig.
Auch Fotos im Netz sucht man vergeblich. Elizaweta hat all ihre Accounts in den sozialen Medien gelöscht, nachdem das Medium ihre Mutter kontaktiert hatte. Eine Erklärung der Familie zu der Geschichte gab es nicht – auch nicht dazu, woher die Angaben in der Geburtsurkunde stammen: Dort ist zwar kein Vater angegeben, als Vatersname steht aber Wladimirowna – also Wladimirs Tochter.
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