Prigoschin-Nachfolger? Putin holt Ex-Wagner-Kommandant in die Regierung

Andrei Troschew sitzt, ausgestattet mit vielen Ordnen, bei einem feierlichen Anlass am Tisch
Andrei Troschew, ein russischer Held, wird als Favorit auf die Nachfolge des ums Leben gekommenen Jewgeni Prigoschin gehandelt.

Andrej Troschew, früher führender Kommandant der Wagner-Söldner, arbeitet ab sofort für das russische Verteidigungsministerium. Präsident Wladimir Putin habe sich mit Troschew und Vize-Verteidigungsminister Junus-Bek Jewkurow getroffen, teilt der Sprecher des Präsidialamtes, Dmitri Peskow, der Nachrichtenagentur RIA zufolge mit. Bei dem Gespräch sei es darum gegangen, wie Freiwilligenkampfverbände in der Ukraine eingesetzt werden können.

Die von Jewgeni Prigoschin geführten Wagner-Söldner waren eine wichtige Stütze für die reguläre russische Armee in ihrem Krieg gegen die Ukraine und vor allem im Osten im Einsatz. Prigoschin führte jedoch am 23. und 24. Juni aus Unmut über die Spitze von Militär und Verteidigungsministerium eine kurze Meuterei an. Eine Unterstellung seiner Einheiten unter das Ministerium lehnte er ab. Am 23. August kamen Prigoschin und Dmitri Utkin, die beiden Gründer der Söldner-Gruppe, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

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Der erste Wagner-Kommandant, der den Aufstand verweigerte

Beim gescheiterten Aufstand im Juni hatte einer nicht mitgemacht: Andrej Troschew. Berichten zufolge soll dieser an jenem turbulenten Wochenende der erste Wagner-Kommandant gewesen, der aus dem Marsch der Aufständischen wieder ausgeschert war. Stattdessen besuchte er fünf Tage danach den Kreml, wo er von Putin mit Lob überschüttet wurde. Der russische Präsident richtete bei diesem Anlass an die Wagner-Kämpfer aus: Ihr könnt weiterhin einem Mann dienen, der ohnehin euer eigentlicher Kommandant gewesen sei - Andrej Troschew. Wie das Blatt Kommersant damals berichtete, sei diese Aussage von vielen Söldnern mit Wohlwollen empfangen worden. "Sedoi", zu Russisch "Der Grauhaarige", soll also der Nachfolger Prigoschins werden. 

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Auf einen Catering-Unternehmer soll also ein Militärveteran folgen. Das wäre ganz nach Putins Geschmack, denn der pensionierte Troschew hat in der russischen Armee Karriere gemacht, unter anderem zu Sowjetzeiten in Afghanistan und später in Tschetschenien gekämpft. Nachdem er 2012 in den Ruhestand gegangen war, leistete er seinem Heimatland weiterhin treue Dienste. Der heute 61-Jährige ging nach Syrien, wo er die Logistik der Wagner-Gruppe leitete.

Ein Held der Russischen Föderation

Andrej Troschew, den Putin für seine Einsätze in Afghanistan und Tschetschenien mit der höchsten aller Dekorationen auszeichnete - dem Titel eines Helden der Russischen Föderation - wäre somit der perfekte Mann, wenn es darum geht, die Wagner-Söldner eng an die russischen Streitkräfte heranzuführen. 

Und einer, dem man die Aufgabe anvertrauen kann, das militärische Eigenleben der Söldnertruppe aufzugeben. 

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