"Rassistische Polizisten, wir brauchen sie nicht"

Wut und Zorn entladen sich in Gewalt: Häuser und Autos werden in Brand gesetzt.
Urteil der Grand Jury wegen tödlicher Polizeischüsse auf schwarzen Teenager führte in Chicago zu Protesten.

Als hätten sie das Urteil schon im Vorfeld geahnt, versammelten sich Montagabend in Chicago rund zwei Stunden vor der geplanten Verkündung durch die Grand Jury rund 200 Menschen vor dem Polizeihauptquartier. In dicke Jacken gehüllt, riefen sie "Wir sind Mike Brown!" und "Ich bin Mike Brown". "Wir werden nicht aufhören, bis wir Gerechtigkeit erfahren", "Mörder-Schweine müssen bezahlen" und "Stoppt die rassistischen Polizisten" war auf Schildern zu lesen. Einige trugen bei Demonstrationen häufig gesehene Guy-Fawkes-Masken, jene Comic-Masken mit Spitzbart, die mitunter als Symbol des Internetkollektivs Anonymous bekannt wurden. Manche der Polizisten trugen Holzstöcke.

"Unsere Straßen"

Von der 35. Straße zog der Tross über den King Drive Richtung Lake Shore Drive, eine mehrspurige Hauptstraße, die nördlich ins Zentrum führt. "Wessen Straßen? Unsere Straßen", stimmte die anwachsende Menge an. Die Polizei musste kurz vor neun Uhr Abends den Lake Shore Drive für rund eine Stunde lang absperren, Polizisten auf Fahrrädern begleiteten den Zug. "Wir wollen Freiheit, Freiheit. All die schmutzigen, rassistischen Polizisten. Wir brauchen sie nicht", bekamen sie zu hören. Autos, die auf gegenüberliegende Spuren umgeleitet wurden, hupten im Vorbeifahren – als Zeichen der Solidarität. "Mike Brown!", rief einer aus dem Fenster. Vereinzelt blieben Pkw stehen und die Fahrer stiegen aus, um den Protestzug anzufeuern.

Nach rund einer Stunde erreichte die Menge den Süden des Zentrums. Berittene Polizei mit Schutzhelmen nahm sie dort in Empfang, versuchte die Hundertschaft zusammenzuhalten und leitete den Zug durch die Innenstadt Richtung Norden. Diese Strategie wandte die Polizei schon bei Demonstrationen rund um den NATO-Gipfel 2012 an.

"Wir werden den Protest in nichts anderes verwandeln als einen Protest", sagte Polizeichef Garry McCarthy in einem TV-Interview. Die Demonstration verlief bis zur letzten Minute friedlich. Es gab keine Verhaftungen und auch Sachschäden wurden nicht gemeldet.

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