Präsidentengipfel alter Freunde in Berlin

Alt-Bundespräsident Heinz Fischer (l.) und der neue Präsident Deutschlands, Frank-Walter Steinmeier.
Heinz Fischer spricht im KURIER über seinen Bergkameraden Frank-Walter Steinmeier. Heute wird er zum Staatschef gewählt. Österreichs Altpräsident ist dabei.

Auf den heutigen Trip freut sich Heinz Fischer ganz besonders. Er wird den österreichischen Alt-Bundespräsidenten nach Berlin führen, dort nimmt er an der Wahl seines "Freundes" Frank-Walter Steinmeier zum deutschen Staatsoberhaupt durch die Bundesversammlung teil (siehe unten). Als "große Ehre" empfindet das Fischer, denn aus ganz Europa sind nur "zwei, drei Persönlichkeiten eingeladen worden".

Die enge Beziehung, die über das Feld der Politik tief ins Private reicht, entwickelte sich schon in den 1990er-Jahren. "Frank-Walter war damals einer der wichtigsten Mitarbeiter des deutschen Kanzlers Gerhard Schröder. Als solchen habe ich ihn in meiner damaligen Funktion als Nationalratspräsident kennen und schätzen gelernt", sagte Fischer vor seinem Abflug zum KURIER.

Rote Troika

Im Laufe der Jahre intensivierten sich die Kontakte. Man habe politische Gedanken ausgetauscht, sich gegenseitig Texte zugesandt – und auch gemeinsame Wanderungen in Österreich unternommen. Mit von der Partie ist meist auch der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn. Er komplementiert die sozialdemokratische Troika, die ein wenig an den "roten Dreizack" der 1970er-Jahre erinnert: Bruno Kreisky, Willy Brandt, Olof Palme.

Auch in Berlin sind die drei Erben der großen Sozialdemokraten heute wieder einmal vereint – zu Ehren Steinmeiers, über den Fischer ins Schwärmen gerät: "Es tut gut, in der Politik jemanden zu kennen, dem man hundertprozentig vertrauen und auf den man sich verlassen kann, mit dem es keine Konkurrenz gibt, und mit dem man über alles offen reden kann", so der Altbundespräsident, der täglich in sein Büro in einem Seitentrakt der Wiener Hofburg kommt und das Weltgeschehen weiterhin genauestens verfolgt.

"Solidarische Grundhaltung"

An Frank-Walter schätze er besonders dessen "solidarische Grundhaltung". "Das ging ja bekanntlich soweit, dass er seiner Frau eine Niere gespendet hat – keine Kleinigkeit." Steinmeiers absolute Loyalität sei ein zweites Wesensmerkmal des neuen deutschen Staatschefs, mit dem er "weltanschaulich ähnliche Positionen" teile. Das heiße nicht, das man immer einer Meinung sei. Die "Agenda 2010", die unter Schröder und Steinmeier umgesetzt wurde und wegen der tiefen Sozialeinschnitte auch in der SPD umstritten war, sei so ein Fall gewesen. "Wir haben immer wieder lebhafte Diskussionen, aber für unsere Freundschaft ist das Nullkommanull-Problem", betont Fischer.

Präsidentengipfel alter Freunde in Berlin
Heinz Fischer, Frank-Walter Steinmeierr und Jean Asselborn beim Wandern
Und wie wird sein Bergkamerad sein neues Amt anlegen? "Seine persönliche Handschrift wird sicher deutlich zu Tage treten. Ich gehe davon aus, dass seine außenpolitische Kompetenz spürbar werden wird, was gerade in der heutigen Zeit sicher hilfreich sein wird", meint der Alt-Präsident, der vor allem die Russland-Expertise seines Freundes hervorstreicht: "Gerade im Hinblick auf den aktuellen Ukraine-Konflikt ist das von Vorteil."

"Faktor der Stabilität"

Ansonsten werde Frank-Walter Steinmeier vom Berliner Schloss Bellevue aus, wie auch schon sein Vorgänger, die Bundesrepublik bestens repräsentieren, "ein Faktor der Stabilität sein und ein Bewahrer der demokratischen Spielregeln". Das könne gerade im anlaufenden Wahlkampf für die Bundestagswahl im Herbst nützlich sein.

Früher oder später wird auch Steinmeiers österreichisches Pendant Alexander Van der Bellen hierzulande mit einem solchen Szenario konfrontiert sein. Ein Treffen der beiden Staatsoberhäupter brauche er aber erst gar nicht einzufädeln, "denn jeder österreichische Präsident legt darauf Wert, in seinem ersten Amtsjahr mit dem deutschen Präsidenten zusammenzukommen", sagt Fischer.

Auf die Frage, ob er sich mit Frank-Walter Steinmeier schon über die derzeitige weltpolitische Causa prima, den neuen US-Präsidenten Donald Trump, ausgetauscht habe, lächelt der Sozialdemokrat nur, und dabei schwingt echte Sorge mit: "Kein Kommentar."

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