USA

"Trump wird viele Republikaner vertreiben"

Einflussreicher Berater der Republikaner: Ramesh Ponnuru
Der US-Politik-Experte Ramesh Pannuru analysiert die Kapriolen im laufenden Vorwahlkampf.

Das Grundproblem des laufenden US-Vorwahlkampfes ist für Ramesh Ponnuru leicht erklärt: Die Stimmung der Menschen sei miserabel. Zwei Drittel der Amerikaner meinten, dass ihr Land auf dem falschen Weg sei.

Der Politologe zählt zu den wichtigsten Experten aus dem Lager der Republikaner. Als solcher fällt es dem vielbeschäftigten Kommentator (New York Times, Wall Street Journal) auch bei seinem Wien-Besuch merklich schwer, das Phänomen Donald Trump völlig ernst zu nehmen. Beliebtheitswerte, wie sie die laufenden Umfragen dem Rüpelpolitiker ausweisen, würden sich bei den nächste Woche anlaufenden Vorwahlen nicht bestätigen: "Trump wird viele Republikaner verscheuchen. Viele seiner Unterstützer kommen aus dem Lager, das meist gar nicht wählen geht."

Wähler nicht beachtet

Doch Trump, gesteht Ponnuru ein, sei trotzdem in der Lage den Vorwahlkampf der Republikaner ordentlich aufzuwirbeln. Die Elite der Partei habe viele Themen, die die Leute bewegten, zu wenig beachtet:"Ein wachsender Anteil republikanischer Wähler kommt aus der unteren weißen Mittelschicht. Diese Menschen haben ein Problem mit Zuwanderung, und sie versprechen sich nichts von globalen Freihandelsabkommen. Doch kein Politiker redete darüber."

Grund genug, für diese Bürger, sich von der Politik ausgeschlossen zu fühlen. Trump habe genau diese Stimmung aufgefangen. Gerade zu Beginn eines Wahlkampfes, wie eben jetzt, suchten die Wähler jemanden, der ihren Anliegen, aber auch ihrem Ärger eine Stimme gebe. Siege in den ersten Vorwahlen, also in Iowa (1. Februar) und New Hampshire (8. Februar) seien durchaus möglich:"Je näher aber die Wahlen kommen, desto ernster nehmen die Menschen ihre Entscheidung. Das wirkt sich sicher zu Ungunsten von Trump aus."

Geldgeber warten ab

Wer aber dann bei den Republikanern die Führung übernehmen könne, das kann auch der Politik-Experte noch nicht absehen. Auch die großen Wahlkampf-Spender hätten sich schließlich noch nicht festgelegt:"Die Geldgeber warten einmal ab, wer sich bei den ersten Vorwahlen am besten schlägt. Trump aber wird die Mehrheit der Unternehmer auf keinen Fall unterstützen."

Auch bei den Demokraten sei die eigentlich hoch favorisierte Hillary in größeren Schwierigkeiten als erwartet. Ponnuru:"Sie hat noch keine überzeugende Linie für ihren Wahlkampf. Und außerdem haben wir sie seit 30 Jahren quasi im Wohnzimmer. Da ist es schwierig, einen Neuanfang glaubwürdig zu verkörpern."

Ihr Konkurrent dagegen, der 74-jährige Bernie Sanders habe eine Begeisterung bei den Linken ausgelöst, wie sie schon lange nicht da gewesen sei: "Die haben das Gefühl, wirklich Rückenwind zu haben." Tatsächlich seien viele Demokraten politisch nach links gedriftet und Sanders werde es Clinton noch einige Zeit wirklich schwer machen:"Doch am Ende wird sie wohl die Kandidatin der Demokraten werden, möglicherweise dann aber bereits schwer angeschlagen."

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