Duda ist am Land unheimlich beliebt. Und genau dort entscheidet sich die Wahl. Wie in Nowy Dwor Mazowiecki, einem Städtchen mit 28.000 Einwohnern, nur 50 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.
Hier scheint sich die Begeisterung für Trzaskowski in Grenzen zu halten. Viele seiner Wahlplakate sind verschmiert. Jugendgruppen, für die zwei Monate Sommerurlaub große Langeweile bedeuten, sowie Rentner dominieren die Szenerie. – „Die einen denken so, die anderen so“ meint eine ältere Frau. „Als Rentnerin denke ich so“, erklärt sie. Sie will Duda wählen. Keine weiteren Fragen.
Eine Bäuerin namens Dorota wird konkreter. Die PiS ermöglichte „500+“ (eine Kinderbeihilfe), und Andrzej Duda sei der Garant dafür. „Jetzt haben die kinderreichen Familien ganz andere Möglichkeiten, sie können mal einen Ausflug machen.“
Andrzej Duda gewann im Mai 2015 überraschend die Wahlen gegen den ein wenig selbstgefälligen Amtsinhaber Bronislaw Komorowski, im darauf folgenden Oktober löste die PiS dann die regierende liberal-konservative „Bürgerplattform“ (PO) mit vielen Sozialversprechen ab und gewann auch 2019 die Parlamentswahlen.
Der Staatspräsident, der bei der Außen- wie Sicherheitspolitik mitreden darf, kann nicht wirklich regieren, darf jedoch Gesetzesentwürfe boykottieren.
Trzaskowski von der Bürgerplattform PO könnte die Pläne von PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski erschweren, die Justiz noch weiter der Regierung unterzuordnen. Seine Beliebtheitswerte steigen, zumindest in den größeren Städten.
Wie konfliktbeladen die Situation im Land ist, zeigt sich auch in der Targowa-Straße von Nowy Dwor Mazowiecki. Hier prangen Trzaskowski-Plakate in unverschmierter Form vor einer Tischlerei, wo auch eine Europafahne weht. Gegenüber liegt das neue Parteibüro der PiS mit Andrzej Dudas Konterfei.
Der Inhaber der Tischlerei, Krzysztof Fiuk, schimpft: „Da haben sie uns etwas vor das Haus geknallt.“ Der kräftige Mann um die 50 wird Trzaskowski wählen. „Wir brauchen eine Kontrolle der Macht.“ Stück für Stück würde Kaczynski Polen die Freiheit rauben, es müsse den Bürgern mehr zugehört werden – und auch den Unternehmern, die das Land am Laufen halten. Er habe wegen der schwachen Auftragslage nur zwei Mitarbeiter, die Regierung habe die Firmen in der Corona-Krise mit 1.121 Euro unterstützt, „viel zu wenig“.
Auf der anderen Straßenseite empfängt Zbigniew Niezabitowski, ein älterer Herr mit weißem Schnurrbart. „Was will Trzaskowski eigentlich? Das weiß doch keiner.“ Verteidigen müsse sich Polen gegen Russland sowie gegen die LGBT-Bewegung (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender): „Wir haben hier unsere Tradition.“ Neben ihm steht ein Bild des polnischen Papstes. Der Nationalkonservative sieht sich Anfeindungen ausgesetzt – das Büro sei mit einem Luftgewehr beschossen, sein Auto mit Anti-PiS Parolen beschmiert worden. Er verdächtigt den Besitzer der Tischlerei.
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