"Amerikaner lieben eine gute Show"

"Amerikaner lieben eine gute Show"
Philipp Bodzenta, Präsident der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, über das knappe Rennen in den USA.

Nein, überrascht hat ihn das knappe Rennen zwischen Donald Trump und Joe Biden nicht, sagt Philipp Bodzenta, Präsident der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, im Gespräch mit dem KURIER. „Aber ich hatte gehofft, dass es schnell ein eindeutiges Ergebnis gibt, damit klare Verhältnisse herrschen. Eine Hängepartie und einen Rechtsstreit mit allen möglichen Folgen, das wollte niemand.“ Gewalt auf den Straßen erwartet er nicht – „vielleicht punktuell. Die hohe Waffendichte erhöht dafür allerdings die Gefahr“.

„Showman“ Trump

Was wurde aus Bidens haushohem Vorsprung in Umfragen? „Ich bin mir nicht sicher, ob das je so zu sehen war. Die Menschen waren nicht für Biden, sondern für oder gegen Trump. Für Biden ist nie richtig Stimmung aufgekommen. Er ist keine charismatische Gestalt, wie sie Bill Clinton oder Barack Obama war“, sagt Bodzenta. „Und Trump kann ausgezeichnet wahlkämpfen. Er ist ein Showman – und Amerikaner lieben eine gute Show. Es gab viele Kontroversen um ihn, damit hat er aber auch die Aufmerksamkeit der Medien gehabt.“

"Es ist nicht an Trump, das zu entscheiden“

Dass Trump voreilig seinen Sieg verkündete, das wundert den 53-jährigen Coca-Cola-Manager in Wien ebenfalls nicht: „Das passt in sein Muster. Er hat schon im Wahlkampf betont, dass er kein Vertrauen in die Briefwahl hat und im Fall der Fälle vor das Höchstgericht ziehen wird.“ Briefwahlstimmen nicht zu zählen, „das halte ich demokratiepolitisch für bedenklich“ – „außer es gibt klare Betrugsvorwürfe, die auch bewiesen werden können“. In diesem Fall könnte eine Wiederholung der Wahl oder von Teilen der Wahl überlegt werden. Bodzenta betont, auf jeden Fall Vertrauen in die Institutionen zu haben: „Es ist nicht an Trump, das zu entscheiden.“

Bei einem Wahlfrühstück der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft Mittwochfrüh haben führende österreichische Wirtschaftsvertreter jedenfalls alle einen Wunsch ausgedrückt, berichtet Bodzenta: „Egal, wer Präsident wird, es muss eine Annäherung zwischen der EU und den USA geben.“ Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch wegen der gemeinsamen Werte wie Demokratie und Meinungsfreiheit. Das vereine sie – auch mit Blick auf China.

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