Ukraine erhielt laut Pentagon zusätzliche Kampfjets

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Woher die Flugzeuge stammen, wurde nicht bekannt gegeben. Ein Sprecher deutete aber an, dass sie russischer Bauart seien.

Die Ukraine hat in den vergangenen zwei Wochen zusätzliche Kampfjets für den Krieg gegen Russland erhalten. Das teilte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Dienstag vor Journalisten mit.

Es handle sich sowohl um Flugzeuge als auch um Einzelteile, sagte Kirby, ohne nähere Angaben zu deren Herkunft zu machen. Er deutete aber an, dass die Jets in Russland gefertigt worden seien. "Andere Nationen, die Erfahrung mit dieser Art von Flugzeugen haben, waren in der Lage, ihnen (der Ukraine, Anm.) zu helfen, mehr Flugzeuge in die Luft zu bringen", sagte er. Die USA hätten zwar bei der Lieferung einzelner Teile geholfen, aber keine ganzen Jets transportiert.

Die Ukraine hat ihre Verbündeten seit Beginn des Kriegs wiederholt dazu aufgefordert, Kampfjets russischer Bauart zur Verfügung zu stellen, weil die ukrainischen Piloten im Umgang damit geübt sind. Derartige Maschinen sind in mehreren osteuropäischen Ländern stationiert.

Im März war kurz erwogen worden, MiG-Jets aus dem NATO-Land Polen im Austausch gegen US-Jets in die Ukraine zu überstellen. Das Vorhaben wurde aber wieder verworfen, weil es von Russland wohl als direktes Eingreifen der NATO in den Krieg gewertet worden wäre.

US-Kampfhubschrauber

Die USA planen allerdings, Kampfhubschrauber in die Ukraine zu verlegen, die einst für den Einsatz in Afghanistan erworben worden waren. Zudem wird ein weiteres Militärhilfepaket in Höhe von rund 800 Millionen Dollar vorbereitet, wie Medien berichteten. Damit würden sich die US-Militärhilfen für die Ukraineseit dem Einmarsch Russlands im Februar auf weit über drei Milliarden Dollar belaufen.

Die USA und andere Länder wollen zudem schwere Waffen an die Ukraine liefern. Aus den USA, aus Großbritannien und Kanada sollen Artilleriegeschütze kommen, auch die Niederlande und Belgien haben Unterstützung angekündigt. London erwägt darüber hinaus, Raketen für Angriffe auf Schiffe zu schicken. Die Ukraine beansprucht bekanntlich, den russischen Raketenkreuzer "Moskwa" durch Raketen so stark beschädigt zu haben, dass er später sank. Russland spricht dagegen von einem Feuer an Bord. Der Verlust des Kriegsschiffs gilt als einer der schwersten Rückschläge für die Regierung in Moskau seit dem Beginn der Invasion.

Debatte in Deutschland

Zurückhaltend zeigte sich Deutschland. Kanzler Olaf Scholz kündigte nach einer Videokonferenz mit westlichen Staats- und Regierungschefs an, dass man sich eng abstimme.

Er betonte, direkte Rüstungslieferungen der deutschen Industrie zu finanzieren, konkrete Aussagen zum Thema schwere Waffen vermied er aber. "Wir haben die deutsche Rüstungsindustrie gebeten uns zu sagen, welches Material sie in nächster Zeit liefern kann", so Scholz in Berlin. "Die Ukraine hat sich nun von dieser Liste eine Auswahl zu eigen gemacht, und wir stellen ihr das für den Kauf notwendige Geld zur Verfügung." Darunter seien wie bisher Panzerabwehrwaffen, Luftabwehrgeräte, Munition "und auch das, was man in einem Artilleriegefecht einsetzen kann".

Die Ukraine kritisierte Scholz' Ankündigung als unzureichend. Die Aussagen des deutschen Kanzlers seien in der ukrainischen Hauptstadt Kiew "mit großer Enttäuschung und Bitterkeit" zur Kenntnis genommen worden, sagte der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, der Deutschen Presse-Agentur. "Die These, dass die Bundeswehr der Ukraine nichts mehr zu liefern imstande wäre, ist nicht nachvollziehbar", sagte Melnyk. So seien 100 der 400 deutschen Marder-Schützenpanzer nur für Ausbildung und Training im Einsatz und könnten sofort an die Ukraine übergeben werden. Auch von den 800 Fuchs-Transportpanzern sei ein Großteil nicht im Einsatz. "Wir fordern die Bundesregierung auf, in dieser entscheidenden Frage mit offenen Karten zu spielen und nicht um den heißen Brei herumreden", sagte Melnyk. "Jede weitere unnötige Verzögerung kostet weitere Menschenleben."

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