"Das ist verrückt": Erster Oligarch kritisiert Putins Krieg deutlich
Er ist der erste russische Oligarch, der mehr als zwei Jahre nach Beginn der Invasion in der Ukraine laut und deutlich den Krieg kritisiert - und hierzulande kein Unbekannter: Oleg Deripaska, der über seine Firma MKAO Rasperia bis vor kurzem noch 24 Prozent der Anteile am österreichischen Baukonzern Strabag hielt, schoss in einem Interview mit der japanischen Wirtschaftszeitung "Nikkei Asia" gegen Wladimir Putin.
Dessen Krieg in der Ukraine sei "verrückt", es brauche dringend einen "sofortigen, bedingungslosen Waffenstillstand", so Deripaska. "Wenn man den Krieg beenden will, muss man zuerst den Beschuss stoppen." Das Interview gab der Milliardär am Rande einer Konferenz in Japan, an der er als offizieller Repräsentant der russischen Regierung teilgenommen hatte.
Putin-Berater: "Jetzt hat er seine Haltung klargemacht"
Eine Reaktion aus dem Kreml ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Der rechtsextreme russische Philosoph und Putin-Berater Alexander Dugin schrieb auf seinem Telegram Kanal, Deripaskas Bemerkungen seien "ein Dolchstoß in den Rücken unserer Streitkräfte und eine Unterstützung für die Terroristen der ukrainischen Armee".
Bisher sei Deripaskas Position "zur militärischen Spezialoperation unklar" gewesen, so Dugin. "Jetzt hat er seine Haltung klargemacht. Er steht auf der anderen Seite."
Deripaska wurde bereits wegen Kritik am Ukraine-Krieg enteignet
Das klingt nicht nur wie eine Drohung. Schon öfter hatte Deripaska in der Vergangenheit angedeutet, dass er mit der russischen Invasion in der Ukraine nicht einverstanden ist, jedoch nie so deutlich. So hielt sich der Milliardär beispielsweise nie an die Sprachvorgaben des Kreml, sagte schon früh "Krieg" statt der üblichen Floskel "Militäroperation".
Dafür erhielt er vom Putin-Regime auch jedesmal die Quittung: Ein russischer Staatskonzern, der Ländereien in der Nähe der Urlaubsstadt Sotschi bewirtschaftet, verklagte Deripaskas RogSibAI-Konzern, der dort einen großen Hotelkomplex verwaltet. Das Hotel "Imeretinsky" inklusive des dazugehörigen Yachthafens wurde daraufhin von einem Gericht enteignet und gehört seither dem russischen Staat. Es soll rund eine Milliarde Dollar wert sein.
Dabei schien Deripaska zuletzt eigentlich wieder an Vertrauen bei Präsident Wladimir Putin gewonnen zu haben. Erst im Mai begleitete er diesen als Teil einer Wirtschaftsdelegation nach Peking und sprach saß dort unter anderem bei Arbeitsgesprächen mit der chinesischen Führung auf russischer Seite mit am Verhandlungstisch.
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