Österreichs Iran-Geschäfte:„Euphorie ist verflogen“

Entscheidet sich Trump am Samstag für neue Sanktionen? Österreichische Firmen sorgen sich um Geschäfte im Iran

Vier Tage noch, dann wird Donald Trump seine Entscheidung treffen: Bleiben die Sanktionen gegen den Iran weiter ausgesetzt, oder kehren die wirtschaftlichen Strafmaßnahmen mit voller Härte zurück? Die jüngsten Signale aus Washington stimmen pessimistisch. Der US-Präsident hat seinen Tonfall gegenüber dem Iran massiv verschärft, das Regime habe das internationale Atomabkommen gebrochen und sei außerdem der wichtigste Drahtzieher von Terror und Krieg im Nahen Osten.

Während sich also die politische Atmosphäre verfinstert, versuchen österreichische Firmen weiterhin mit dem Iran ins Geschäft zu kommen oder zumindest im Geschäft zu bleiben. Am Montag eröffnete in Teheran eine Messe für die Öl- und Gasindustrie, der wichtigste Wirtschaftszweig des Rohstoffgiganten Iran. Auch zahlreiche österreichische Firmen sind vertreten, auch wenn die sich über ihr Engagement nicht gerne in der Öffentlichkeit verbreiten.

Anders als vor drei Jahren, als nach dem Abschluss des Iran-Abkommens internationale Firmen den Hoffnungsmarkt Iran stürmten, hat sich auch die wirtschaftliche Stimmung deutlich eingetrübt. „Die Euphorie ist ganz verflogen“, schildert Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Teheran, Christoph Grabmayr, dem KURIER die Lage vor Ort: „Die Erwartungen waren wohl zu groß.“

Tatsächlich leiden die internationalen Geschäfte und Investitionen im Iran weiterhin an ganz praktischen Schwierigkeiten. Vor allem die Abwicklung von Zahlungen ist nach wie vor nur über Umwege –etwa über einen der Golfstaaten – möglich. Die USA blockieren ja weiterhin Geldgeschäfte mit dem Iran. Für viele Firmen bedeutet das nicht nur Verzögerungen, sondern auch chronische Unsicherheit bei allen Geschäften.

Türen blieben zu

Doch auch bei den iranischen Firmen beobachtet der Österreicher wachsende Enttäuschung: „Auch für sie haben sich die Erwartungen bei weitem nicht erfüllt.“ Gerade die liberalen iranischen Geschäftsleute hofften auf offene Türen in den Westen. Doch nicht nur die blieben weitgehend verschlossen, sondern auch im eigenen Land fehlt ihnen inzwischen die notwendige Rückendeckung. Durch die kriegerischen Töne aus Washington sind auch im Iran wieder die konservativen Kräfte am Wort. Tenor: Man könne dem Westen ohnehin nicht vertrauen.

Welche Auswirkungen eine Rückkehr der Sanktionen tatsächlich haben könnte, lässt sich nach Ansicht Grabmayrs derzeit nicht abschätzen. Das hänge nicht nur von den USA, sondern auch von den Reaktionen in Europa und im Iran selbst ab. Also empfehle man den österreichischen Firmen, Kontakt zu ihren iranischen Partnern zu halten und keineswegs voreilige Entscheidungen zu treffen. Die nächsten Monate würden wohl vor allem Unsicherheit bringen, allerdings „war die auch schon in den vergangenen Jahren ständig da. Die Umstände könnten sich täglich ändern. Business as usual, das gibt’s im Iran eben nicht.“konrad kramar

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