NS-Verbrecher Brunner soll in Syrien gestorben sein

Alois Brunner gehörte zum meistgesuchten NS-Verbrecher
Der aus Österreich stammender NS-Kriegsverbrecher Alois Brunner soll laut einem franzöischen Magazin bereits 2001 in einem Keller in Damaskus gestorben sein. Das österreichische Bundeskriminalamt fahndet allerdings weiter: "Keine offizielle Todesmeldung."

Der aus Österreich stammende Nazi-Kriegsverbrecher Alois Brunner ist einem französischen Magazinbericht zufolge im Jahr 2001 im Alter von 89 Jahren unter elenden Bedingungen in Syrien gestorben. Brunner habe die letzten Jahre unter dem Namen Fischer im Keller eines Wohnblocks von Damaskus verbracht, sagten ehemalige Mitglieder des syrischen Geheimdienstes dem französischen Magazin XXI vom Mittwoch.

Einer von Brunners Wachmännern namens Omar berichtete dem Magazin, der frühere Mitarbeiter von Adolf Eichmann habe "gelitten und viel geweint". Zu Essen habe er "Militärrationen - grässliches Zeug - sowie ein Ei oder eine Kartoffel" gehabt. Den Berichten von Omar und seinen beiden Kollegen zufolge blieb Brunner bis zum Ende ein fanatischer Antisemit und Nazi.

SS-Kommandant für Deportation zuständig

Laut dem Simon-Wiesenthal-Zentrum war der gebürtige Österreicher und SS-Kommandant Brunner für die Deportation von 128.500 Juden aus Österreich, Griechenland, Frankreich und der Slowakei verantwortlich. Nach dem Zweiten Weltkrieg entzog er sich einer strafrechtlichen Verfolgung, indem er eine falsche Identität annahm.

Er arbeitete zwei Jahre für die US-Besatzung in Deutschland, 1953 flüchtete er nach Ägypten und von dort aus nach Syrien, wo er den Schutz der politischen Führung genoss. Er soll der syrischen Geheimpolizei als Berater gedient und dabei vor allem die Verhör-und Foltermethoden der Nazis weitergegeben haben. 1986 wurde der völlig reuelose Brunner in Damaskus vom Krone-Journalisten Kurt Seinitz interviewt. Wie er die letzten Jahre bis zu seinem Tod verbrachte, war bis heute unklar.

https://twitter.com/JudaiquesF/status/819093018955415552
Judaïques FM (@JudaiquesF

Das Wiesenthal-Zentrum hatte Brunner 2014 von der Liste der meistgesuchten NS-Verbrecher entfernt, nachdem es von deutschen Geheimdienstmitarbeitern die Information erhalten hatte, Brunner sei in Damaskus gestorben und begraben worden.

In Abwesenheit zum Tode verurteilt

Deutschland, Österreich und andere Länder forderten von Syrien vergeblich Brunners Auslieferung. In Frankreich wurde er 1954 in Abwesenheit zum Tode verurteilt und 2001 zu lebenslanger Haft. Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad soll vergeblich mehrere Versuche unternommen haben, Brunner zu töten. Dabei soll er drei Finger und ein Auge verloren haben. Das Bundeskriminalamt Österreich hat für die Festnahme Brunners eine Belohnung von 50.000 Euro angesetzt (mehr dazu hier). Die Personenfahnung ist noch aktiv, weil es keine "offiziell bestätigte Todesmeldung" gibt, heißt es auf kurier.at-Anfrage beim Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung.

Nach Angaben von XXI stand Brunner seit 1989 in seiner Wohnung im Diplomatenviertel von Damaskus praktisch unter Hausarrest. Ende der 1990er-Jahre habe er dann aus "Sicherheitsgründen" in den Keller umziehen müssen, wo er bis zu seinem Tod gelebt habe. "Einmal in dem Raum, schloss sich die Tür hinter ihm und öffnete sich nie wieder", sagte Wachmann Omar dem Magazin. Laut Omar wurde er nach seinem Tod in aller Heimlichkeit nach muslimischen Ritus auf dem Friedhof Al Affif in Damaskus bestattet.

Der französische Nazi-Jäger Serge Klarsfeld hält den Magazinbericht für "sehr glaubwürdig". "Wir freuen uns zu erfahren, dass er eher schlecht als gut lebte", sagte Klarsfeld der Nachrichtenagentur AFP. In einer Diktatur wie in Syrien habe Brunner als "unantastbar" gegolten , "solange der Diktator ihn nicht loswerden wollte".

NS-Verbrecher Brunner soll in Syrien gestorben sein
(FILES) This undated file photo shows Austrian-born Nazi war criminal Alois Brunner. Nazi war criminal Alois Brunner, who was responsible for the deaths of an estimated 130,000 Jews, died in 2001 at the age of 89, locked up in a squalid Damascus basement, a French magazine reported on January 11, 2017. Its investigation -- described as "highly credible" by veteran Nazi-hunter Serge Klarsfeld -- aims at resolving the fate of one of the most notorious figures of the Holocaust. / AFP PHOTO / STRINGER

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