Österreich-Vertreter verpasst Trauerfeier

Österreich-Vertreter verpasst Trauerfeier
Trauerspiel um Mandela-Abschied: Der Bundesratspräsident hatte „wichtigen“ Termin in Wien.

Ich wäre viel lieber schon bei der Trauerfeier dabei gewesen“, sagte der SPÖ-Politiker Reinhard Todt der APA. Nach den Absagen von Österreichs Staatschef Heinz Fischer und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer war er als Vorsitzender des Bundesrates nominiert worden, die Republik als oberster Repräsentant bei den Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen südafrikanischen Freiheitshelden Nelson Mandela zu vertreten. Doch zum zentralen Akt am Dienstag in Johannesburg schaffte es der frühere Simmeringer Bezirksrat nicht mehr – wie der KURIER als erstes Medium berichtete. Todt musste am Dienstag auf Anraten von Diplomaten den marokkanischen Senatspräsidenten in Wien empfangen.

Die Trauerfeier in Bildern:

Österreich-Vertreter verpasst Trauerfeier

SOUTH AFRICA MANDELA DEATH
Österreich-Vertreter verpasst Trauerfeier

People sing and dance ahead of Mandela's national
Österreich-Vertreter verpasst Trauerfeier

SOUTH AFRICA MANDELA DEATH
Österreich-Vertreter verpasst Trauerfeier

SOUTH AFRICA MANDELA DEATH
Österreich-Vertreter verpasst Trauerfeier

SOUTH AFRICA MANDELA DEATH
Österreich-Vertreter verpasst Trauerfeier

Mandla Mandela attends the official memorial servi

Kritik an Heinz Fischer

Am Mittwoch wird er in Pretoria am aufgebahrten Leichnam Mandelas vorbeidefilieren. Später will er ein Kindergarten- und Schulzentrum besuchen, das von der Stadt Wien mit 950.000 Euro finanziert worden sei, hieß es aus seinem Büro auf Anfrage des KURIER. Am Begräbnis am Sonntag werde Todt nicht teilnehmen, er fliege am Freitag zurück.

Grünen-Chefin Eva Glawischnig kritisierte, dass Heinz Fischer nicht zum Mandela-Gedenken nach Südafrika kam. Diese geringe Wertschätzung sei „beschämend“. Der ehemalige Generalsekretär im Außenamt, Albert Rohan, sagte im Ö1-Mittagsjournal, dass die Vertretung durch den Bundesratspräsidenten angemessen sei. „Schade“ sei aber, dass er nicht am Dienstag erschienen sei.

Aus der Präsidentschaftskanzlei hieß es, man verstehe die Aufregung nicht. Auch bei der Beisetzung des norwegischen Königs Olav etwa habe 1991 der Bundesratspräsident Österreich vertreten.

Hier eine Auswahl der Polit-Prominenz aus aller Welt: US-Präsident Obama mit Ehefrau Michelle, die Ex-US-Präsidenten George Bush, Bill Clinton, Jimmy Carter. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso. Deutschlands Präsident Joachim Gauck. Frankreichs Staatschef François Hollande und sein Vorgänger Nicolas Sarkozy. Großbritanniens Premier David Cameron, sein Vize Nick Glegg, die Ex-Regierungschefs John Major, Tony Blair, Gordon Brown. Italiens Premier Enrico Letta. Spaniens Premier Mariano Rajoy und Kronprinz Felipe. Ugandas Staatschef Yoweri Museveni. Simbabwes Präsident Robert Mugabe. Nigerias Präsident Goodluck Jonathan. Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff, ihr Vorgänger Lula da Silva sowie weitere drei Ex-Präsidenten. Kubas Staatschef Raul Castro. Indiens Präsident Pranab Mukherjee. Afghanistans Präsident Hamid Karzai. Pakistans Staatschef Mamoon Hussain. Australiens Premier Anthony Abbott. Der dänische Kronprinz Frederik.

Manfred Domschitz ist überrascht. Als der Wiener am vergangenen Samstag die Facebook-Gruppe „Nelson Mandela Platz statt Karl Lueger Platz“ gründete, wollte er „eigentlich nur ein Statement abgeben“. Doch die Seite wurde binnen 48 Stunden mehr als 7000-mal geliked. Unter den Unterstützern finden sich Kabarettist Joesi Prokopetz, Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner oder auch der Verkehrssprecher der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch.

Inspiriert wurde Domschitz von Walter Sauer. Der Universitätsprofessor und langjährige Anti-Apartheitsaktivist hatte Bürgermeister Michael Häupl (SP) in einem Brief darum gebeten, dem am 6. Dezember gestorbenen Nelson Mandela in Wien einen Ort zu widmen. Dass in diesem Zusammenhang die Sandgasse in Döbling genannt wurde, in der sich die südafrikanische Botschaft befindet, reichte Domschitz aber nicht. Die Straße sei zu entlegen, meint er. Mandela verdiene einen Platz im Herzen Wiens. „Er war ein Vorbild für alle, der Antisemit Lueger war keines. Wenn es einen Platz gibt, der es verdient, umbenannt zu werden, dann dieser.“

Denkmal in Döbling?

Adolf Tiller ist da anderer Meinung. Der VP-Bezirksvorsteher von Döbling wünscht sich zwar ebenfalls eine Erinnerung an Mandela. Der Karl-Lueger-Platz dürfe aber nicht dafür verwendet werden. „Ohne Lueger wäre Wien nicht so attraktiv: Gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde hat er all die Prachtbauten entlang der Ringstraße errichten lassen. Er war kein Judenhasser.“

Aber auch die Umbenennung der Sandgasse hält Tiller für unmöglich – „da müssten ja Tausende Dokumente geändert werden: Meldezettel, Zulassungsscheine, Bankdaten usw.“

Als Alternative schlägt der Bezirksvorsteher ein Mandela-Denkmal auf jener Grünfläche vor, an der Sandgasse und Grinzinger Straße zusammenkommen. Zurzeit steht dort ein Schild, auf dem „Willkommen in Grinzing“ steht.

Im Rathaus wird die Idee, Mandela einen Ort zu widmen zwar grundsätzlich goutiert. Im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) verweist man aber darauf, dass vor etwaigen Umbenennungen ein sogenanntes Trauerjahr einzuhalten sei – „das war nach dem Tod von Bürgermeister Zilk genauso“. Danach werde man auf Vorschläge aus den Bezirken warten.

In Wien wird aber auch abseits dieser Debatte Nelson Mandelas gedacht. In der südafrikanischen Botschaft (Sandgasse 33) liegt seit Montagfrüh ein Kondolenzbuch auf – am Dienstag, Donnerstag und Freitag kann man sich darin jeweils von 9 bis 16 Uhr eintragen. Als einer der Ersten nutzte Bundespräsident Heinz Fischer die Gelegenheit. Am Begräbnis des Friedensnobelpreisträgers nimmt er allerdings nicht teil (mehr dazu hier).

Letzte persönliche Worte an „Madiba“ richten aber auch zahlreiche Privatpersonen. Wie zum Beispiel Marinda Du Preez. „Mandela war für das ganze Volk wie ein Vater – für Weiße und Schwarze. Er hat jeden im Herzen berührt“, sagt die 59-jährige Südafrikanerin mit Tränen in den Augen. Seit 18 Jahren lebt sie in Wien.

Zu Ehren Mandelas findet am Mittwoch um 13 Uhr in der Lutherischen Stadtkirche in der Dorotheergasse ein Gedenkgottesdienst statt.

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