Nuklearexperte warnt: "Würde ein zweites Fukushima nach sich ziehen"

Nuklearexperte warnt: "Würde ein zweites Fukushima nach sich ziehen"
Nuklearexperte Georg Steinhauser warnt in der "ZiB2" vor einem Blackout. Dieser könnte in letzter Konsequenz zu einer nuklearen Katastrophe führen.

Im größten Atomkraftwerk Europas, dem Akw Saporischschja, ist es in der Nacht auf Freitag durch russischen Beschuss zu einem Brand gekommen. Die ukrainische Staatssicherheit und die Akw-Leitung berichteten von einem Feuer in einem fünfstöckigen Trainingskomplex. "Das ist schon ein wirklich sehr bedrohliches Szenario", sagte Nuklearexperte Georg Steinhauser von der Universität Hannover in der ZiB2.

Kampfhandlungen bei einem Atomkraftwerk habe es in dieser Form noch nicht gegeben. Die Reaktoren selbst seien zwar gut ummantelt, es könnten jedoch Strukturen außerhalb der Reaktoren getroffen, die etwa für die Kühlung der Reaktoren wichtig sind, so Steinhauser.

Nuklearexperte Georg Steinhauser

"Dann kommt es zur Kernschmelze"

Er sehe noch ein weiteres Problem: "Wenn die Atomkraftwerke des Landes nach und nach in russische Hände fallen, dann ist das schon ein Faustpfand." Nicht nur die Möglichkeit eines Blackouts würde sich dann erhöhen, sondern auch das nukleare Risiko, weil Kernkraftwerke Storm für ihre Kühlpumpen brauchen. "Diese Reaktoren brauchen eine Rundumbetreuung, die müssen dauernd gewartet werden", so Steinhauser. Werden sie nicht fortlaufend gekühlt, komme es zur Kernschmelze und "das würde ein zweites Fukushima nach sich ziehen".

Die Messwerte nahe Saporischschja seien jedenfalls nach wie vor im Normalbereich. "Wir haben in Europa ein gut ausgebautes Messnetz. Sollte irgendwo Radioaktivität austreten, würden wir das sehr rasch sehen", sagte Steinhauser. Je nach Windrichtung würde es sich um 24 bis 36 Stunden handeln.

Ursprünglicher Plan gescheitert?

Brigadier Philipp Eder vom österreichischen Bundesheer kann sich durchaus vorstellen, dass Russland bewusst Atomkraftwerke vom Netzen nehmen könnte, um ein Blackout in der Ukraine zu verursachen. Der ursprünglichen Kriegsplan der russischen Führung habe wohl insgesamt anders ausgesehen, glaub Eder. Er denke, dass Russland ursprünglich rasch gegen militärische Ziel vorgehen und die Zivilbevölkerung verschonen wollte. "Ursprünglich war ein sehr schneller Schlag auf Kiew geplant." Dieses rasche Unterfangen sei von den Ukrainern verhindert worden, weshalb Russland nun auch zivile Ziele attackiere.

Brigadier Eder zur nächsten Etappe des Krieges

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