Nordkorea: UN-Chef Guterres warnt vor Weltkrieg

UN-General Antonio Guterres
Der UN-Generalsekretär warnte vor einer sich gegenseitig aufheizenden Rhetorik der Kontrahenten im Nordkorea-Konflikt. Ein Krieg müsse unbedingt verhindert werden.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte am Dienstag vor den Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates indirekt vor einem neuen Weltkrieg. Alle würden sich noch erinnern, wie der Erste Weltkrieg begann, sagte Guterres nach Angaben der ARD, die ihn folgendermaßen zitiert: "Wenn man sich die Geschichte des Ersten Weltkrieges anschaut, passierte alles Schritt für Schritt. Die eine Partei tat dieses, die nächste reagierte mit jenem. Und plötzlich stellten alle fest: Wir sind im Krieg." Dieses Risiko müsse in Bezug auf Nordkorea unbedingt vermieden werden, warnte Guterres in New York vor einer sich gegenseitig aufheizenden Rhetorik. Dabei habe Guterres auf das Buch "Die Schlafwandler: Wie Europa in den ersten Weltkrieg zog" verwiesen.

Weltweit "gefährlichste Krise"

Das Risiko eines Nuklear-Konflikts mit Nordkorea ist nach Guterres' Ansicht die derzeit "gefährlichste Krise" der Welt. Ein Krieg müsse unbedingt verhindert werden, sagte er nach der Sicherheitsratssitzung vor Journalisten. "Die möglichen Konsequenzen einer Militäraktion sind zu schrecklich."

Der UN-Chef verurteilte erneut den nordkoreanischen Atomtest vom Sonntag, bei dem das kommunistische Land nach eigenen Angaben eine Wasserstoffbombe gezündet hatte. Guterres rief das Land auf, sich an internationale Verpflichtungen zu halten.

"Schon wieder hat Nordkorea die internationalen Regeln gegen Nukleartests gebrochen, schon wieder hat das Land dem Sicherheitsrat und der internationalen Gemeinschaft getrotzt und schon wieder hat Nordkorea ohne Grund und verantwortungslos Millionen von Menschen einem großen Risiko ausgesetzt."

Keine Abkühlung in Sicht

Kraft von Bombentest größer als vermutet

Die Sprengkraft der von Pjöngjang am Sonntag getesteten Wasserstoffbombe war nach Angaben des japanische Verteidigungsministers Itsunori Onodera acht Mal so groß wie die der Bombe, die die USA 1945 auf Hiroshima abwarfen. Onodera sagte am Dienstag vor Journalisten, die Sprengkraft der zuletzt getesteten nordkoreanischen Bombe werde auf 120 Kilotonnen TNT geschätzt.

Die von den USA 1945 auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfene Uran-Bombe hatte eine Sprengkraft von 15 Kilotonnen TNT. Ursprünglich war Japan davon ausgegangen, dass bei dem jüngsten Bombentest Nordkoreas rund 70 Kilotonnen an Energie freigesetzt wurden. Dabei soll es sich um eine Wasserstoffbombe gehandelt haben, die eine weitaus größere Sprengkraft hat als Bomben aus hochangereichertem Uran oder Plutonium.

Zudem besteht die Befürchtung, Pjöngjang könnte bereits über die Fähigkeit verfügen, einen hinreichend kleinen Atomsprengkopf herzustellen, der in eine Interkontinentalrakete eingebracht werden und die USA erreichen könnte. Dies gilt allerdings nicht als gesichert.

Erkenntnisse aus Wien

Wie der japanische Verteidigungsminister erklärte, beruhten die neuesten Schätzungen über die Stärke der Explosion auf der Messung der Kraft der dadurch ausgelösten Erdstöße durch die in Wien ansässige Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO).

"Wir können den Schluss ziehen, dass die bei dem Atomtest erzeugte Energiemenge größer war, als zunächst geschätzt wurde", erklärte Onodera. Die jüngsten Schätzungen übertreffen auch jene des UN-Spitzendiplomaten Jeffrey Feltman, die dieser dem UNO-Sicherheitsrat mitgeteilt hatte. Feltman ging von einer Sprengkraft von 50 bis 100 Kilotonnen aus.

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