Nordkorea schickt Ballons mit Säcken voller Kot nach Südkorea
Am späten Dienstagabend entdeckten südkoreanische Soldaten die Gefahr aus der Luft. Rund 150 weiße Ballons schwebten von Nordkorea aus über die Grenze, wurden teilweise sogar bis weit in den Süden getrieben. Anfangs ging das südkoreanische Militär von Sprengladungen oder anderem gefährlichem Material aus, doch nachdem man den ersten Ballon herunter geschossen hatte, stellte sich heraus: Die Flugobjekte transportierten lediglich Plasticksäcke voller "Dreck und Müll".
Fotos, die das Militär am Mittwochmorgen veröffentlichte, zeigen, dass die Säcke mit dem koreanischen Wort für "Exkremente" bepinselt waren. Neben einer ordentlichen Ladung Dünger enthielten sie Plastikflaschen, alte Batterien und Alltagsmüll wie Schuhteile. Die Regierung forderte die Bürger trotzdem auf, sich von gelandeten Ballons fernzuhalten und die Polizei zu informieren.
"Diese Aktionen Nordkoreas verstoßen eindeutig gegen das Völkerrecht und bedrohen ernsthaft die Sicherheit unserer Bürger", erklärte der südkoreanische Generalstab in einer Aussendung. "Wir warnen Nordkorea eindringlich, diese unmenschlichen und vulgären Handlungen sofort einzustellen." Bis Mittwochmittag seien insgesamt 260 der Ballons entdeckt worden.
Kot-Ballons sollen eine Reaktion auf Flugblätter aus Südkorea sein
Das nordkoreanische Militär gab inzwischen zu, hinter der braunen Gefahr zu stecken. Die Ballons seien eine Vergeltungsmaßnahme für anti-nordkoreanische Flugblätter, die zuvor in die entgegengesetzte Richtung geflogen waren. Das geht aus einer Rede des nordkoreanischen Vize-Verteidigungsministers Kim Kang-il hervor, die sich am Mittwoch online in Südkorea verbreitete.
"Sie verteilen häufig Flugblätter und anderen Müll nahe unserer Grenze. Als Antwort werden wir Haufen von Altpapier und Dreck über die Grenze schicken", sagt Kim Kang-il darin. "Dann wird Südkorea merken, wie viel Mühe es macht, alles zu beseitigen."
Seit Jahren schicken südkoreanische Aktivisten, vor allem aber nordkoreanische Flüchtlinge vom Süden aus Ballons mit Flugblättern nach Nordkorea, um das Regime zu kritisieren und Nordkoreaner zum Aufstand gegen die Kim-Dynastie zu ermutigen. Während der Covid-Pandemie gab es Aktionen, bei denen große Mengen an USB-Sticks und CDs mit K-Pop-Musikvideos und Reden von US-Abgeordneten, die die Menschenrechtssituation in Nordkorea kritisieren, verschickt wurden.
Unter dem südkoreanischen Ex-Präsidenten Moon Jae-in hatten sich die Beziehungen zum Regime im Norden merklich entspannt. Damit das so bleiben sollte, verbot er zwei Organisationen von nordkoreanischen Überläufern, Propaganda-Ballons in den Norden zu schicken - und kriminalisierte solche Kampagnen in einem Gesetz, das Anfang 2021 in Kraft trat. Vor einem Jahr hob das südkoreanische Verfassungsgericht das umstrittene Gesetz auf.
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