Nordirlands blutige Geschichte: Eine neue Grenze und 500 Jahre alte Feindschaften

Ausschreitungen in Belfast, Ostern 2021  
Der Brexit und seine Folgen fachen einen uralten Konflikt an, aber auch den Wunsch nach Wiedervereinigung Irlands 100 Jahre nach seiner Teilung

Egal ob Milch, Wolle oder Maschinenteile, nichts davon sollte mehr aus dem Norden kommen. Die Grenze war zu, und wer sich daran nicht hielt, bekam Sanktionen zu spüren und die bestanden oft aus brutalen Gewaltakten. Wer heute die Angst verstehen will, die die neue EU-Außengrenze zwischen Irland und Nordirland auf der irischen Insel auslöst, muss einen Blick auf die Umstände werfen, unter denen diese Grenze vor 100 Jahren gezogen wurde. Der „Government of Ireland Act“ trennte im Mai 1921 erstmals den Süden vom Norden der Insel. Im Süden sollte eine unabhängige Republik entstehen, der Norden blieb Teil Großbritanniens.

Die Gewaltakte der IRA

Von Anfang an wollten radikale Kräfte diese Teilung nicht hinnehmen. Die IRA, jene katholische Terrorgruppe, die ein halbes Jahrhundert später ganz Großbritannien mit Terror überziehen sollte, setzte mit ihren Kämpfern und Schlägertrupps das sogenannte „Belfast Boykott“ in die Tat um. Warenlieferungen, die aus dem abgetrennten Nordirland kamen, wurden konfisziert und zerstört, Händler, die Geschäfte mit dem Norden machten, bedroht, oder sogar ermordet. Die Protestanten und damit pro-britischen Mitbürger wurden zu Todfeinden erklärt.

Schmuggelrouten

Ein paar Monate später war der Bürgerkrieg vorbei, Irland ein Freistaat und die Grenze zu Nordirland gezogen. Als der Bürgerkrieg in der britischen Provinz dann, Ende der 1960er, eskalierte, war auch die Grenze wieder Schauplatz. Die Versorgungsrouten der IRA für Waffen und Sprengstoff liefen darüber. Die britische Armee versuchte, die Schmuggelrouten zu kappen, grenznahe Stützpunkte wurden eingerichtet – und waren bald bevorzugtes Ziel von IRA-Attentaten.

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