Nigel Farage im Porträt: Der Unverwüstliche

Ein "Sieg der einfachen und anständigen Leute" sei das Brexit-Votum gewesen, sagte der scheidende Ukip-Chef Nigel Farage am Mittwoch in einer eigens anberaumten Pressekonferenz. Die Entscheidung werde Wellen in andere EU-Staaten tragen. Er nannte etwa Dänemark, Tschechien und Italien.

Farages erster Schritt nach dem Referendum sorgte am Montag für Aufsehe: Sein Leben wolle er zurück, hatte er gesagt, als er – zum dritten Mal bereits – als Ukip-Chef zurückgetreten ist. Mit dem Kleinkram rund um den EU-Austritt sollen sich nun andere beschäftigen. Gegen die etablierte Politik habe er gespielt und gegen die Interessen der Banken – und gewonnen.

Dabei hatte der Sohn eines Börsenmaklers auch selbst genau dort – im Bankensektor – seine Karriere gestartet. Damals war er noch Mitglied der konservativen Partei, die er aber 1992 wegen zu europafreundlichen Kurs verließ, um 1993 mit 29 Jahren die Ukip mitzubegründen, die sich seither an die Fahnen geheftet hat, den Austritts Großbritanniens aus der EU erreichen zu wollen. Seit 1998 ist sie - und Nigel Farage - im Europaparlament vertreten. Dort wirbelt er seither und schimpft gegen EU-Eliten, was ihm daheim bei der britischen Boulevardpresse seit Jahren Punkte einbringt.

Unverwüstlich

Nun wird Farage an der Spitze der Partei von seiner bisherigen Stellvertreterin Suzanne Evans ersetzt. Genauso wie vor einem Jahr, als er zuletzt als UKIP-Chef zurückgetreten war. Da war Farage aber nach drei Tagen wieder zurück.

Dass er nicht nur politisch unverwüstlich ist, beweist wohl sein Lebenslauf. Hodenkrebs mit 21, ein Flugzeugabsturz 2010 und ein Autounfall im letzten Jahr. Nigel Farage hat schon einiges überlebt. Den Hodenkrebs nutzt er bis heute politisch, um gegen das Gesundheitssystem zu wettern. Beim Flugzeugabsturz hatte Farage enormes Glück. Die Zweisitzer-Maschine, die ein Ukip-Werbeband über Buckinghamshire fliegen sollte, landete Kopfüber. Farage trug Kopfverletzungen davon. Der leidenschaftliche Raucher schaffte es aber, sich unmittelbar nach der Bergung eine Zigarette anzuzünden. „Neben dem ausgetretenen Treibstoff war das vielleicht gar nicht so eine gute Idee“, sagte er humorvoll. Bei dem Autounfall im Vorjahr hatte sich ein Rad seines Volvos gelöst. Zum Verdacht, dass jemand damals die Radmuttern gelöst haben solle, sagte Farage: „So wie sich mein Leben über die letzten zweieinhalb Jahre darstellt, überrascht mich nichts.“

Mit Zigarette und Bier

Die Sache mit der Zigarette war kein Zufall. Betont hemdsärmelig gibt sich Nigel Farage gerne. Mit der Zigarette im Mundwinkel, dem Bier in der Hand, lachend im Pub. "Ich bin einer von euch", will er den Briten sagen - und erreicht viele von ihnen genau am richtigen Fuß. In Zeiten des Frusts über Politiker-Establishment und volksferne Regierungen kommt ein Wirbelwind wie Farage gerade recht. Der grinst, stolpert, poltert und Passanten umarmt. Und spricht in einer Sprache, die auch der Arbeiter in Nordengland versteht. Ein Brexit-Wahlkampf, der voller Populismus war, stellte sich für den 52-Jährigen als "Heimspiel" dar.

Was jetzt aus dem Kettenraucher und Pub-Crawler privat wird, ist noch offen. Sein Leben wolle er ja zurück. Der Flugzeugabsturz jedenfalls hat seine Spuren hinterlassen und lässt den Politiker an chronischen Rückenschmerzen leiden. Seine Frau Kirsten - Farage ist in zweiter Ehe mit einer Deutschen verheiratet - soll zudem schon mehrmals verlangt haben, Nigel zuhause bei den Kindern zu sehen. Seine politische Karriere dürfte nach dem Auslaufen seiner Zeit im EU-Parlament vorbei sein.