Niederlande: Prinzessin behält bei gleichgeschlechtlicher Ehe Thronanspruch
"Amalia, die Pflicht ruft" - das ist der Titel eines kürzlich erschienenen Buches, in dem Autor Peter Rehwinkel sich auf 296 Seiten im Konjunktiv mit dem Liebesleben der erst 17-jährigen niederländischen Kronprinzessin auseinandersetzt.
Seit seiner Veröffentlichung am ersten September sorgt das Buch für eine politische Debatte im Königreich. Die zentrale These: Aufgrund veralteter Gesetze rund um die Thronfolge könne Amalia ihrem Vater Willem-Alexander nicht nachfolgen, wenn sie eine Frau oder nicht-binäre Person heiraten würde. Denn die Erbfolge sei an fleischliche Abstammung gebunden - und ließe sich somit nicht mehr direkt fortsetzen.
Das Werk mag wie ein anmaßender Versuch klingen, eine gleichgeschlechtliche Ehe im Königshaus zu verhindern. Tatsächlich ist der sozialdemokratische Politiker Rehwinkel aber selbst mit einem Mann verheiratet und will mit seinem Buch auf "veraltete Gesetze" hinweisen, wie er sagt.
Die Niederlande haben die "Ehe für alle" 2001 schließlich als erste Nation weltweit eingeführt, in weiterer Folge aber die Gesetzestexte zur Thronfolge nie daran angepasst. Nach wie vor ist es etwa so, dass das niederländische Parlament der Hochzeit der Thronfolgerin oder des Thronfolgers zustimmen muss. In der Vergangenheit führte das bereits mehrfach dazu, dass Mitglieder des Königshauses ihren Platz in der Erbschaftsfolge aufgaben, wenn sie glaubten, keine Erlaubnis für eine angedachte Hochzeit zu bekommen.
Rutte schafft Klarheit
Nach einiger hitzigen Debatte inklusive einer parlamentarischen Anfrage stellte Ministerpräsident Mark Rutte am Dienstag in einem offenen Brief an die Abgeordneten der Ersten Kammer (und in einem späteren TV-Interview) klar: "Die Regierung findet, dass ein Thronfolger auch eine Person des gleichen Geschlechts heiraten kann, ohne seinen Anspruch zu verlieren."
Einzig die Position möglicher Kinder, die aus einer gleichgeschlechtlichen Ehe hervorgehen könnten (zum Beispiel durch künstliche Befruchtung oder Adoption), müsse zuvor noch geregelt werden. Denn die Thronfolge setzt, wie oben angeführt, erbliche Abstammung voraus. Es sei aber ohnehin eine "rein hypothetische Frage", so Rutte, da die sexuelle Orientierung der Kronprinzessin nicht bekannt sei.
Überhaupt lebt Amalia weitestgehend von der Öffentlichkeit abgeschottet, für Aufsehen sorge die 17-Jährige erstmals, als sie im Juni angab, auf die jährliche Vergütung von 1,6 Millionen Euro verzichten zu wollen, die allen Kronprinzessinnen und -prinzen zusteht. Es wäre ihr "unangenehm", ab ihrem 18. Geburtstag im Dezember plötzlich so viel Geld aus öffentlicher Hand zu kassieren. Vielleicht weht mit Amalia ja doch ein frischer Wind durch das altehrwürdige Königshaus.
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