Neuer britischer Finanzminister kündigt "schwierige Entscheidungen" an
Einen Tag nach der Entlassung seines Vorgängers hat der neue britische Finanzminister Jeremy Hunt die Bürger auf die Erhöhung einiger Steuern eingestimmt. "Wir werden einige sehr schwierige Entscheidungen treffen müssen", sagte er dem Sender Sky News. "Einige Steuern werden nicht so schnell gesenkt werden, wie die Menschen es sich wünschen, und einige Steuern werden steigen." Das Land und die Finanzmärkte bräuchten Stabilität.
Am Freitag hatte Premierministerin Liz Truss Finanzminister Kwasi Kwarteng entlassen und Hunt zu dessen Nachfolger ernannt. Seit Kwarteng Ende September Details zu Steuerplänen bekanntgegeben hatte, die über Schulden finanziert werden sollten, war es zu Turbulenzen an den Finanzmärkten gekommen, da es Zweifel an der Finanzierbarkeit gab. Die britische Notenbank musste mit Anleihenkäufen eingreifen.
Finanzplan bis Ende Oktober
Hunt soll bis Ende Oktober einen mittelfristigen Finanzplan vorlegen. Truss sagte, er teile ihre Überzeugungen und habe große Erfahrung. In einem Schreiben bedankte sich Truss bei Kwarteng. Sie habe großen Respekt vor seiner Entscheidung, den Rücktritt einzureichen. "Sie haben die Interessen des Landes an die erste Stelle gestellt." Es ist mit nicht einmal sechs Wochen die kürzeste Amtszeit eines britischen Finanzministers seit 1970.
Kwarteng veröffentlichte sein Rücktrittsgesuch auf Twitter. Darin schrieb er an Truss gerichtet: "Sie haben mich aufgefordert, als ihr Finanzminister zurückzutreten. Ich habe akzeptiert." Er werde Truss und seinen Nachfolger unterstützten. Die Vorstellungen von Truss seien die richtigen. Es dürfe nicht am Status quo festgehalten werden. Zu lang habe das Land niedrige Wachstumsraten und eine zu hohe Besteuerung gehabt. "Das muss sich immer noch ändern, wenn das Land erfolgreich sein will."
Nachfolgerin von Skandal-Premier
Truss ist Nachfolgerin von Boris Johnson, der nach zahlreichen Skandalen seinen Posten als Premierminister räumen musste. Sie hatte sich in der Konservativen Partei mit den Versprechen von Steuersenkungen und einem viel stärkeren Wirtschaftswachstum durchgesetzt. Ende September hatte Kwarteng dann Details präsentiert, die ein verheerendes Echo an den Märkten fanden. Die britische Notenbank sah sich gezwungen, mit Anleihekäufen zu intervenieren, um Investoren zu beruhigen. Der Internationale Währungsfonds kritisierte die Regierung in London, sie dürfe nicht gegen die Notenbank des Landes arbeiten. Diese versucht mit kräftigen Zinserhöhungen die Inflation in den Griff zu bekommen. Eine zu lockere Finanzpolitik untergräbt Experten zufolge dieses Ziel.
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