Liz Truss und ihre Zigarren rauchende, trinkende Vize-Premierministerin

Truss und ihre Stellvertreterin Therese Coffey
Laut Wählerumfragen liegen die Tories mehr als 10 Prozentpunkte hinter Labour. Aber die Damen geben Gas..

„Ein Labour-Chef, der höhere Steuern fordert, ist nichts Neues.“ Liz Truss gab sich bei ihrem ersten Parlamentsauftritt als britische Premierministerin und Chefin der konservativen Tory-Partei im Showdown mit Oppositionsführer Keir Starmer am Mittwoch kampfeslustig. „Mir geht es darum, Steuern zu senken und unsere Wirtschaft anzukurbeln.“

Schon am Donnerstag werde sie Pläne gegen die Energiekrise präsentieren, wo ein Einfrieren des Preisdeckels erwartet wird. Eine verschärfte Übergewinnsteuer für Energieunternehmen zur Finanzierung schloss sie hingegen aus.

Drei Chefinnen

Starmer hatte ihr in der Fragestunde deshalb vorgeworfen, ein neues Gesicht an der Spitze mit alten Konzepten zu sein und die Finanzierung des Energiepakets wohl „arbeitenden Briten“ aufzubürden. Ex-Premier Theresa May machte ihr später mit der Frage, warum wohl die Tories alle drei weiblichen Regierungschefs des Landes gestellt haben, eine Auflage. „Labour scheint nicht in der Lage zu sein, eine Chefin zu finden“, teilte Truss aus.

Dabei hatte sie den verbalen Zweikampf mit der feinen englischen Art begonnen. „Ich hoffe, wir können zusammenarbeiten, vor allem in Bereichen, wo wir uns einig sind“, sagte sie da zu Starmer.

Die Feuertaufe in der Konfrontation einen Tag nach ihrer Ernennung wurde mit viel Spannung erwartet. Das Portal Politico beschrieb das Rededuell in einer Western-Anspielung als „High Noon“. Denn laut jüngsten Umfragen liegen die Tories mehr als 10 Prozentpunkte hinter Labour; und Wähler sprechen Starmer bisher mehr Führungsqualitäten zu.

Kabinett voller Spezis

Truss’ Fraktion demonstrierte am Mittwoch Einheit und stellte sich lautstark „Yeah“ johlend hinter die Debütantin. Ob es so bleibt, wird bezweifelt. Denn mehr Tory-Abgeordnete hatten ursprünglich ihren Rivalen Rishi Sunak unterstützt. Kritiker warfen Truss auch vor, ein Kabinett voller Spezis vom rechten Parteiflügel statt eine Regierung der Einheit geschmiedet zu haben. Hochrangige Sunak-Anhänger ersetzte sie mit loyalen Mitstreitern und Dogmatikern.

Ihre engste Verbündete Therese Coffey, bisher Arbeitsministerin, fungiert als Vize-Premier und Gesundheitsministerin. In einem Radiointerview bescherte zweiteres Amt Coffey kritische Fragen, weil sie als Zigarren-rauchende Liebhaberin von Alkohol auf Karaoke-Partys feiert. „Ich bin vielleicht nicht das Vorbild“, gab sie zu. Brexit-Hardliner Jacob Rees-Mogg arbeitet nun als Wirtschafts- und Klimaschutzminister.

Erstmals dient aber kein weißer Mann in einem der vier Topposten. Brexit-Hardlinerin Suella Braverman, bisher Generalstaatsanwältin, ist Innenministerin, Ex-Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng der erste schwarze Finanzminister. James Cleverly, zuletzt Bildungsminister, leitet das Außenamt.   

Wegen gallopierender Inflation und einer Krise des Gesundheitssystems hat Truss einen Fokus auf Wirtschafts-, Energie- und Gesundheitsreformen versprochen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam den Sturm überstehen”, meinte sie in ihrer Antrittsrede.  

 

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