Dem englischen Nordirland-Minister Chris Heaton-Harris – der eine Befragung zur Grenzziehung Irlands innerhalb von zehn Jahren "nicht sieht", weil Nordirland derzeit doch wirklich größere Probleme habe – wirft O’Neill dafür eine "Vogelstrauß-Mentalität" vor.
Macht der Frauen
Beim Gespräch in der Royal Overseas League in Zentrallondon ergänzt sie: "Das es andere große Themen gibt, dass stellen wir ja gar nicht in Abrede. Wohnbau, Gesundheit, Gewalt. Das werden unsere Kernthemen." – "Aber", ergänzt Mary Lou McDonald, "uns Frauen wird doch immer nachgesagt, wir sind so gut im Multitasking."
Frauen würden es schaffen, sich um die Zukunft der Kinder zu sorgen und dabei den Einkauf zu erledigen. "Wir schaffen es auch zwei verschiedene Gedanken im Kopf zu behalten. Und", fährt McDonald fort: "Wenn man immer nur auf die Kritiker hört, wo kommt man da hin? Dann hätten wir Frauen noch nicht einmal das Wahlrecht."
Es sei also Zeit, sagt O’Neill, für eine friedliche konstitutionelle Veränderung. Die Betonung liegt auf: friedlich.
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Endlich Frieden
30 Jahre lang hat Nordirland mit den Troubles brutale und blutige Unruhen gesehen– zwischen den katholischen Republikanern (die den Norden der Insel mit der Republik Irland vereinen möchten ) und den protestantischen Unionisten (die Nordirland als Teil des Vereinigten Königreichs sehen). Frieden kam erst 1998 mit dem Karfreitagsabkommen.
Dieses war aber nun der Grund für den zweijährigen politischen Stillstand im Land. Denn das Karfreitagsabkommen verbietet eine harte Grenze zwischen Irland und Nordirland (weil das die Republikaner erzürnen würde). Doch das spießt sich mit dem Brexit, weil die Irland-Nordirland-Grenze nun auch eine EU-Außengrenze ist. Schlussendlich verlegte die britische Regierung die Kontrollen ins Meer zwischen Irland und Großbritannien. Das wollte sich wiederum die nordirischen Protestanten nicht gefallen lassen – und warfen das metaphorische Regierungshandtuch.
Anders als Schottland
Nun mit der DUP zurück im Amt, Sinn Fein erstmals am Ruder und fast 26 Jahre nach dem Karfreitagsabkommen, sei es Zeit, über ein vereintes Irland nachzudenken.
Keinesfalls möchte Sinn Fein dabei aber den Fehler von Schottland wiederholen.
Zur Erinnerung: Sieben Jahre nachdem die Scottish National Party (SNP) ihr Unabhängigkeitsreferendum durchgeboxt hatte, wurde es dann nur von 45 Prozent der Schotten unterstützt - und versucht seitdem bis dato vergeblich, ein weiteres Referendum durchzusetzen.
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"Wir werden uns also vorbereiten und vorbereiten und vorbereiten", sagt McDonald. Alle Punkte – von Währung bis zur Pension – müssten vorab geklärt sein.
Welche Argumente könnten die pro-englischen Unionisten umstimmen? "Also der Siegerpreis wäre die EU. Die Bewohner Nordirlands sollten sich überlegen, welcher Union sie angehören möchten. "
Ganz darf Sinn Fein die britischen Minister aber nicht verärgern. Denn die Abstimmung kann nur der englische Nordirland-Minister auslösen.
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