Fragen & Antworten zum Syrien-Konflikt
Nach Donald Trumps Ankündigung eines Raketenangriffs auf Syrien mahnt Russland zur Vorsicht – und droht mit Vergeltung. Syriens Streitkräfte räumten indes wegen der drohenden US-Attacken weitere Stützpunkte. Fragen und Antworten zur jüngsten Eskalation.
Was ist der Anlass für das aktuelle Säbelrasseln?
Ein mutmaßlicher Giftgasangriff in der syrischen Stadt Douma, bei dem Dutzende Menschen getötet und verletzt worden sein sollen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte mit, bei etwa 500 Patienten, die in Krankenhäusern behandelt worden seien, seien Symptome festgestellt worden, die auf einen Kontakt mit giftigen Chemikalien schließen ließen.
Trump droht mit einem Militärschlag. Was twitterte er genau?
Die Tweets im Wortlaut: " Russland hat geschworen, alle Raketen abzuschießen, die auf Syrien abgefeuert werden. Mach' Dich bereit, Russland, denn sie werden kommen, schön und neu und "smart!" Du solltest Dich nicht mit einem Tier verbünden, das mit Gas mordet, und sein Volk tötet und sich daran erfreut."
Später schlug Trump einen sanfteren Ton an: "Unser Verhältnis zu Russland ist so schlecht wie nie zuvor, und das schließt den Kalten Krieg mit ein. Es gibt keinen Grund dafür. Russland braucht uns, damit wir ihnen bei ihrer Wirtschaft helfen, was sehr einfach wäre, und wir sind darauf angewiesen, dass alle Nationen zusammenarbeiten. Wettrüsten stoppen?"
Wie reagiert Russland auf Trumps Drohung?
Es war an Russlands Außenamtssprecherin Maria Sacharow, via Facebook zu reagieren: Die Raketen sollten in Richtung Terroristen abgefeuert werden und nicht auf rechtmäßige Regierungen fliegen, schrieb sie. Hinter dem Einsatz „smarter Raketen“ könne der Versuch stecken, so ihre Mutmaßung, Beweise für einen mutmaßlichen Angriff mit Chemiewaffen in Syrien zu zerstören, bevor internationale Inspektoren ins Land kommen.
Der russische Präsident Wladimir Putin bezeichnete die Weltlage am Mittwoch Nachmittag als besorgniserregend. Er hoffe, dass sich der "gesunde Menschenverstand" durchsetzen werde.
Russland kündigte am Abend an, Einheiten seiner Militärpolizei in die syrische Stadt Douma in Ost-Ghouta zu verlegen.
Wie reagiert Syrien?
Syrien wirft Trump "rücksichtslose Eskalation" vor - "durch ein Land wie die USA, das Terrorismus in Syrien unterstützt hat und noch immer unterstützt, überrascht uns das nicht", zitierte die Nachrichtenagentur Sana eine ungenannte Quelle im Außenministerium.
Die syrischen Streitkräfte haben indes nach Trumps Drohungen weitere Stützpunkte geräumt. Unter diesen sei auch die Militärbasis Dmeir, von der aus zuletzt die Luftangriffe der Regierung auf die belagerte Rebellenhochburg Ost-Ghouta ausgeführt wurden. Bereits am Dienstag hatte die syrische Armee als Maßnahme gegen drohende US-Attacken begonnen, sich von einigen Stützpunkten zurückzuziehen.
Wie schätzen österreichische Militärexperten die Lage ein?
„Es wird durch US-Angriffe zu keinen substanziellen Veränderungen der politischen Verhältnisse oder der Gebietsaufteilung kommen“, sagt Brigadier Walter Feichtinger im KURIER-Gespräch. Die USA habe seiner Ansicht nach drei Optionen. Welche das sind, lesen Sie hier:
Kann der UN-Sicherheitsrat deeskalieren?
Aktuell sieht es nicht danach aus. Dem Sicherheitsrat in New York gelang es am Dienstagabend nicht, eine Resolution zu dem mutmaßlichen Giftgaseinsatz zu verabschieden. Russland legte sein Veto gegen einen von den USA vorgelegten Entwurf ein, zwei Vorlagen Russlands wurden ebenfalls abgelehnt.
Was halten Demokraten und Republikaner von einem Eingreifen?
In den USA selbst ist eine militärische Einmischung in Syrien rechtlich umstritten. Der Präsident muss laut US-Verfassung eigentlich die Einwilligung des Kongresses einholen. Eine Ermächtigung zum eigenmächtigen Handeln hat er nur im Kampf gegen den Terrorismus. Aus seiner eigenen republikanischen Partei kamen Stimmen, wonach kleinere Militäroperationen gedeckt werden könnten. Die meisten Demokraten halten einen Angriff gegen Syrien ohne UNO-Mandat und Auftrag des Kongresses für rechtswidrig.
Wer ist Freund und Feind im Syrien-Konflikt?
Das Geflecht an Freund- und Feindschaften im syrischen Bürgerkrieg ist komplex. Hier eine grafische Darstellung:
Haben die Luftschläge Auswirkungen auf AUA-Flüge?
Die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol warnte am Mittwoch die Fluggesellschaften, im östlichen Mittelmeer könnten binnen 72 Stunden Luft-Boden-Raketen und Marschflugkörper eingesetzt werden. Die AUA gibt Entwarnung. "Der betreffende Luftraum im östlichen Mittelmeer wird durch Austrian Airlines sowie durch alle anderen Carrier der Lufthansa Gruppe als proaktive Vorsichtsmaßnahme bereits seit längerem nicht überflogen."
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