Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die in keinem Verteidigungsbündnis ist, hat die Bewohner der beiden neutralen (exakt bündnisfreien) skandinavischen Länder alarmiert. Nach der jüngsten Umfrage fordern in Finnland 68 Prozent der Befragten eine NATO-Mitgliedschaft. In Schweden, wo es keine direkte 1.300 km lange Grenze mit Russland gibt, ist laut Umfragen rund die Hälfte für ein Aufgeben der „Allianzfreiheit“.
Gleichzeitig wird eine Alternative im Geheimen entwickelt – der schwedische Verteidigungsminister Peter Hultqvist und sein finnischer Amtskollege Antti Kaikkonen würden ein bilaterales Verteidigungsbündnis besprechen. Dabei sollten die USA eingebunden werden.
Davon berichtete in der vergangenen Woche Erkki Tuomioja, der außenpolitische Sprecher der finnischen Sozialdemokraten, die die Regierungskoalition in Helsinki leiten. Die Initiative soll von der schwedischen ebenfalls sozialdemokratischen Minderheitsregierung ausgehen, so Tuomioja gegenüber finnischen Medien.
Hultqvist will dies nicht kommentieren, er gilt jedoch als Gegner einer NATO-Mitgliedschaft seines Landes, da er die Gefahr einer Eskalation sieht. Zu dieser Fraktion gehörte auch Premierministerin Magdalena Andersson, ihre Partei steht traditionell für Blockfreiheit. Ende März erklärte die Sozialdemokratin jedoch, sie würde eine „Mitgliedschaft nicht mehr grundsätzlich ausschließen.“ Auch sie hat eine neue Untersuchung der Sicherheit des Landes in Auftrag gegeben, sprich, wie verteidigungsbereit Schweden derzeit bei einem russischen Angriff sei, ohne dass weitere Staaten zur Hilfe eilen.
Wegen der Unberechenbarkeit Russlands macht jedenfalls der schwedische Oppositionspolitiker Ulf Kristersson seit Monaten Druck in Sachen NATO-Mitgliedschaft. Sie sei eine „Angelegenheit von Leben und Tod“, so der Vorsitzende der „Die Moderaten“.
Seit der Annexion der Krim durch Russland 2014 sind Schweden wie Finnland schon enger an die NATO angebunden und nehmen an gemeinsamen Manövern teil. Der Kreml hatte in der Vergangenheit beiden EU-Staaten mit militärischen Konsequenzen gedroht, sollten sie der NATO beitreten.
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