Hamas feuerte zu Silvester erneut Raketen auf Israel ab

Raketen werden über Südisrael abgefangen
Die meisten Raketen wurden laut Medienberichten vom "Iron Dome" abgefangen. Die israelische Armee hat indes nach eigenen Angaben einen Hamas-Kommandanten getötet, der führend am Terrorangriff am 7. Oktober beteiligt gewesen sein soll.

Auf Israel sind mit Beginn des neuen Jahres einem Medienbericht zufolge erneut Raketen abgefeuert worden. Wie die Zeitung Times of Israel in der Silvesternacht berichtete, schoss die Terrororganisation Hamas mehr als 20 Raketen Richtung Israel ab. Die meisten seien von Israels Raketenabwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) abgefangen worden. Bei nächtlichen Angriffen der israelischen Armee im Gazastreifen starben nach palästinensischen Angaben mindestens 24 Menschen.

In mehreren Orten im Zentrum sowie im Süden Israels hätten die Sirenen geheult, so die Times of Israel. Der bewaffnete Flügel der Hamas erklärte, der Beschuss sei eine Reaktion auf "Massaker an Zivilisten" im Gazastreifen. Nach Angaben des Rettungsdienstes seien zunächst keine Verletzten gemeldet worden, berichtete die Zeitung.

Das israelische Militär bestätigte die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Tel Aviv und den Süden des Landes, machte zunächst aber keine Angaben zu möglichen Opfern und Schäden.

Menschen wegen Silvester auf der Straße 

Viele der Menschen, die sich für Silvesterfeiern auf den Straßen versammelt hatten, versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. "Es war schrecklich. Verrückt, dass wir noch am Leben sind", sagte der 26-jährige Gabriel Zemelman, der mit Freunden in einer Bar in Tel Aviv gefeiert hatte, gegenüber AFP.

Hamas bekannte sich zu Angriffen

Der militärische Flügel der Hamas, die Ezzedine al-Qassam-Brigaden, bekannte sich in einem Video in Online-Netzwerken zu den Angriffen. Die Palästinenserorganisation erklärte, sie habe M90-Raketen als "Antwort auf die von Israel verübten Massaker an Zivilisten" eingesetzt. Die Hamas habe beschlossen, "das Jahr 2024 mit einem Raketenhagel auf Israel zu beginnen".

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Das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium im Gazastreifen erklärte, bei nächtlichen israelischen Angriffen auf Khan Younis und mindestens sieben weitere Städte in dem gesamten Palästinensergebiet seien mindestens 24 Menschen getötet worden. Am Wochenende waren bereits mindestens 48 Tote gemeldet worden. Die israelische Armee erklärte am Sonntag, sie habe weitere Hamas-Tunnel entdeckt und in einem Kindergarten deponierte Sprengsätze entschärft.

 2,4 Millionen auf der Flucht

Nach UNO-Angaben befinden sich wegen der Kämpfe 85 Prozent der 2,4 Millionen Einwohner des Gazastreifens auf der Flucht. Das Risiko für Krankheiten und eine Hungersnot wächst.

Der 20-jährige Hamdan Abu Arab sagte, er hoffe auf ein besseres Jahr 2024. Kürzlich habe er sich mit Freunden daran erinnert, "wie wir früher ausgegangen und den letzten Tag des Jahres gefeiert haben. Aber dieses Jahr zu Silvester gibt es nur Raketen und die sterblichen Überreste von Menschen."

Der 29-jährige Bassam Hana sagte, er sei "erschöpft", weil er "während diesem Krieg fünf Mal vertrieben" worden sei. "Wir hoffen, dass sich die Dinge 2024 bessern und dass wir leben können wie alle anderen menschlichen Wesen. Zur Zeit leben wir wie Tiere."

Israel tötete einen Hamas-Kommandanten vom 7. Oktober

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben im Gazastreifen einen Kommandanten der militanten Palästinenser-Organisation Hamas getötet, der führend am Terrorangriff auf israelische Grenzorte am 7. Oktober beteiligt gewesen sein soll. Der Kommandant der Einheit "Nukhba" (Deutsch: Elite) in Deir al-Balah im zentralen Abschnitt des Gazastreifens sei bei einem Luftangriff getötet worden, teilte Israels Militär am Montag mit. Von der Hamas gab es dazu zunächst keine Reaktion.

In der Stellungnahme der Armee hieß es, der Kommandant habe am 7. Oktober "Hamas-Terroristen befehligt, die den brutalen Angriff auf den Kibbutz Kissufim verübten". Er habe die Angreifer auch zu anderen Grenzorten wie Be'eri und Nirim geführt. Auch nach dem Massaker am 7. Oktober sei er an Kämpfen gegen israelische Soldaten im Gazastreifen beteiligt gewesen.

Israel kündigt Entlassung einiger Reservisten an

Die israelische Armee stellt sich organisatorisch auf einen längeren Kampf gegen die Hamas-Terroristen ein. Wie Armeesprecher Daniel Hagari am Sonntagabend mitteilte, wird einigen Reservisten die einstweilige Rückkehr ins Zivilleben erlaubt. "Die Ziele des Krieges erfordern einen längeren Kampf, und wir bereiten uns entsprechend vor", sagte er. "Wir passen unsere Art der Kriegsführung und die erforderlichen Kräfte für jedes Gebiet im Gazastreifen an, um den Auftrag bestmöglich zu erfüllen, da jedes Gebiet andere Merkmale und andere operative Notwendigkeiten hat."

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Ein Teil der Reservisten werde diese Woche "zu ihren Familien und an ihren Arbeitsplatz zurückkehren", fuhr Hagari fort. Dies werde Israels Wirtschaft entlasten und den Reservesoldaten ermöglichen, "Kraft für die bevorstehenden Aktivitäten" im neuen Jahr zu sammeln. Die Kämpfe würden weitergehen und die Reservisten weiter benötigt. Zudem setze man die Ausbildung aller Offiziere fort. Nach den Erfahrungen im Kampf im Gazastreifen würden sie weiter ausgebildet, um danach die Reihen der Kommandeure zu verstärken, sagte Hagari.

Hamas-Massaker am 7. Oktober

Zwischen der Hamas im Gazastreifen und Israel herrscht seit fast drei Monaten Krieg. Auslöser war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels am 7. Oktober, bei dem Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen rund 1.200 Menschen in Israel ermordeten und rund 240 weitere in den Gazastreifen verschleppten. 

Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Ziel der Regierung ist die völlige Zerstörung der Hamas. Die Zahl der seit Kriegsbeginn im Gazastreifen getöteten Palästinenser stieg nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza auf 21.822. Die Zahl lässt sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

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