Der seit Jänner amtierende Premierminister
Robert Abela (42) wollte den Seitenwechsel des Juristen vor zwei Wochen noch als „Ungeschicklichkeit“ abtun. Doch als sich die Proteste häuften, versprach Abela eine unabhängige Untersuchungskommission einzurichten.
Und jetzt richten sich wieder alle Augen nach
Malta. Denn Abela hat seinen 46-jährigen Vorgänger Joseph Muscat wieder geholt, dabei musste er erst im Jänner wegen der Verschleppung und Vertuschung des „Daphne-Falls“ zurücktreten. Muscat lieferte ein Konzept, wie Maltas Wirtschaft nach der Corona-Krise wieder Fahrt aufnehmen könnte.
Robert Abela entpuppt sich als Enttäuschung. Sein Vater war von 2009 bis 2014 Staatschef, der Sohn und heutige Premier verdiente mit seiner Anwaltskanzlei prächtig. Denn er vertrat den staatlichen Energiekonzern Enemalta und das nationale Infrastrukturunternehmen Transport Malta. Außerdem hatte seine Kanzlei eine Lizenz für den Verkauf maltesischer Pässe, mit denen der Inselstaat mit nur 475.000 Einwohnern geschätzt 2,5 Milliarden Euro verdiente.
Muscat, Abela und der im Mordfall Hauptverdächtige Yorgen Fenech kennen einander gut. Fenech ist Erbe der Tumas Group, die mit Tourismus und Immobilien das größte Unternehmen des Landes stellt. Dem schillernden Geschäftsmann Fenech konnte die Journalistin
Daphne Caruana Galizia kurz vor ihrem Tod eine Verbindung zu dem in Dubai registrierten Offshoreunternehmen 17 Black nachweisen. Im Rahmen der Panama Papers wurde dann öffentlich, dass Fenech der Besitzer dieser Firma gewesen war, die als Waschmaschine für Schwarzgeld gegründet worden sein soll.
Yorgen Fenech soll Minister bestochen haben und in Korruption verwickelt sein. Er wurde aus der Regierung gewarnt, dass seine Verhaftung bevorstünde, und legte seine Funktionen im Familienunternehmen zurück. Im Morgengrauen des 19. November 2019 wurde er kurz vor dem Auslaufen auf seiner Jacht festgenommen.
Anzeige in Frankreich
Da sich die Ermittlungen gegen ihn hinziehen, hat Reporter ohne Grenzen gemeinsam mit der Familie von Daphne Caruana Galizia auch in Frankreich Anzeige gegen Fenech erstattet. Denn auch dort hat er erheblichen Besitz wie einen Rennreitstall, der zwischen 2015 und 2017 mehrere Hunderttausend Euro Gewinn abgeworfen hat. Und in Évian-les-Bains gehört ihm ein Hilton Hotel.
Yorgen Fenechs Hauptbelastungszeuge ist ein Taxifahrer. Melvin Theuma sagte aus, er habe von Fenech 150.000 Euro erhalten, um sie an drei des Mordes an der Journalistin verdächtigte Männer weiterzuleiten. Auch belastende Telefongespräche wurden aufgezeichnet und liegen der Justiz vor.
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