Nach "Emma"-Brief: Jetzt springen Intellektuelle Scholz zur Seite
Zahlreiche Prominente verteidigen in einem Offenen Brief die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine - darunter auch der österreichische Star-Autor Daniel Kehlmann.
04.05.22, 14:28
"Wer einen Verhandlungsfrieden will, der nicht auf die Unterwerfung der Ukraine unter die russischen Forderungen hinausläuft, muss ihre Verteidigungsfähigkeit stärken und die Kriegsfähigkeit Russlands maximal schwächen. Das erfordert die kontinuierliche Lieferung von Waffen und Munition, um die militärischen Kräfteverhältnisse zugunsten der Ukraine zu wenden." Das schreiben zahlreiche Intellektuelle, Experten und Politiker in einem offenen Brief an den deutschen Kanzler Olaf Scholz in der "Zeit".
Sie loben die Entscheidung der Regierung in Berlin, denn "wer die europäische Friedensordnung angreift, das Völkerrecht mit Füßen tritt und massive Kriegsverbrechen begeht, darf nicht als Sieger vom Feld gehen". Die europäische Sicherheitsstruktur sei bedroht, heißt es weiter. "Heute kämpft die Ukraine auch für unsere Sicherheit und die Grundwerte des freien Europas. Deshalb dürfen wir, darf Europa die Ukraine nicht fallen lassen", enden die Unterzeichner.
Unter ihnen finden sich unter anderem der Publizist und ehemaligen Grünenpolitiker Ralf Fücks, die Schriftsteller Daniel Kehlmann und Maxim Biller, die frühere Leiterin der Stasi-Behörde Marianne Birthler, die Autorin Eva Menasse, der Verleger Mathias Döpfner, die ehemalige deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) oder die Historikerin Hedwig Richter.
Die Unterzeichner forderten zudem eine Ausweitung wirtschaftlicher Sanktionen auf den Energiesektor. Es liege im Interesse Deutschlands, einen Erfolg des russischen Angriffskriegs zu verhindern.
Vorangegangen war dieser Initiative ein Offener Brief um die Feministin Alice Schwarzer und andere Prominenter wie dem Schriftsteller Martin Walser. In der Zeitschrift "Emma" haten sie am vergangenen Freitag an Scholz appelliert, weder direkt noch indirekt schwere Waffen an die Ukraine zu liefern, um dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kein Motiv für eine Ausweitung des Krieges auf die NATO-Staaten zu geben. Sie forderten Anstrengungen für einen raschen Waffenstillstand und einen „Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können“. Der Brief fand digital Zehntausende Unterstützer, traf aber auch auf heftige Kritik.
Die deutsche SchriftstellerinKatja Lange-Müller, die als Unterzeichnerin in "Emma" aufschien, hat diesen Schritt inzwischen - nach einem dreitägigen Besuch in Estland - bereut. Sie spricht in einem Beitrag in der "Süddeutschen Zeitung" von moralischer Überlegenheit, die sich die Unterzeichner angemaßt hätten.
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