Nach Corona: Der chinesische Drache richtet sich wieder auf
Schritt um Schritt kehrt das Leben in China zurück, die Menschen dürfen wieder vor die Tür. Selbst in der Provinz Hubei, von wo sich das Coronavirus weltweit ausgebreitet hat, werden die Ausgangssperren gelockert, dürfen Restaurants und Fabriken wieder öffnen. In der Hauptstadt Wuhan fahren die Verkehrsmittel wieder, seit Wochenbeginn ist Arbeiten erlaubt – vorausgesetzt man ist gesund.
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Aber ein bisschen Alltag ist noch lange nicht Normalität: Wuhans Bewohner dürfen die Metropole erst ab 8. April verlassen – also 11 Wochen nach der Verhängung der Ausgangssperre.Doch schon jetzt verordnet die Staats- und Parteiführung in Peking Zuversicht. China werde sich von der Pandemie rasch erholen. Der Beweis: die guten Zahlen. Schon den fünften Tag in Folge gab es keine Corona-Neuinfektionen. Die 78 gemeldeten Fälle seien Chinesen, die aus dem Ausland heimgekehrt seien.
Hilfe für die ganze Welt
Und noch eine Botschaft wird derzeit durch alle Kanäle der staatlich gelenkten chinesischen Medien gejagt: Der chinesische Drache hat die Pandemie besiegt und hilft nun der ganzen Welt. Bis an die Decke randvoll mit Schutzmasken, Testkits und sonstigem medizinischem Material gefüllte Flugzeuge heben derzeit von China in die ganze Welt ab. Tonnenweise überlebenswichtiges Material, das die europäischen Staaten einander lange nicht gegenseitig liefern wollten.
„Ohne unsere chinesischen Brüder“, lobte denn auch Serbiens Premier Vucic die Hilfe aus Peking überschwänglich, „hätte sich Serbien nicht gegen das Virus verteidigen können“. Der europäische Traum sei ausgeträumt, schimpfte er: „Es gibt keine Solidarität Europas. Es ist ein Märchen auf Papier.“ Italien wurde mit dem Dringlichsten aus China beliefert, Frankreich und Spanien ebenso.
Diese Hilfe ist wohl auch ein Danke an Europa, das ja seinerseits im Jänner noch 54 Tonnen medizinisches Material nach China geschickt hatte. Aber sie ist noch viel mehr: Sie stärkt Chinas Soft Power in einem Vakuum, das eine taumelnde EU und die völlig mit sich selbst beschäftigten USA hinterlassen haben. Wenn alle 54 afrikanischen Staaten nun medizinische Hilfsmittel aus China erhalten, bedeutet das nicht nur Prestige, sondern auch wachsenden Einfluss auf dem Kontinent. Und dank Pandemie-Diplomatie soll wohl auch Gras über die Tatsache wachsen, dass die Seuche eigentlich von China ausging. Und dass die weltweite Katastrophe bei früherem Eingreifen hätte stark eingebremst werden können.
„Gesunde Seidenstraße“
Chinas Staatschef Xi Jinping verschwendet keine Zeit auf die Verbindung zwischen Hilfslieferungen und Chinas Prestigeprojekt, der neuen Seidenstraße, hinzuweisen: Peking wolle ja eine „gesunde Seidenstraße bauen“, ließ er Italiens Premier Conte bei einem Telefongespräch wissen. Italien ist das einzige EU-Land, das sich offiziell Pekings Seidenstraßenprojekt angeschlossen hat.
Am Ende der Pandemie könnte China wirtschaftlich besser dastehen als der Westen. Im zweiten Quartal wird es in China zu einer Erholung kommen, während EU und USA die ökonomischen Schocks erst bevorstehen.
Rückschläge darf es nun nach dem Ende der Ausgangssperren nicht geben – weshalb internationale Experten an den jüngsten, positiven Corona-Zahlen aus China zweifeln. „Ich gehe davon aus, dass die Zahlen wieder steigen“, sagt der deutsche Virologe Christian Drosten, Leiter der Virologie der Charité in Berlin. Und er befürchtet auch: In den offiziellen Statistiken könnte sich dies nicht widerspiegeln.
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