Moskau, Teheran und Ankara entschieden Zukunft Syriens

Russland, der Iran und die Türkei beraten über das Bürgerkriegsland – die USA sind nicht dabei

Den Anlass bot ein Atommeiler. Am Dienstag trafen sich die Präsidenten Russlands und der Türkei, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan, in Ankara. Man wollte per Videoschaltung der Grundsteinlegung des Atomkraftwerks Akkuyu im südtürkischen Mersin beiwohnen. Russlands staatlicher Atomkonzern Rosatom ist an dem Bauvorhaben beteiligt. Dabei war der Reaktor aber wohl nur ein Nebenthema.

Ein anderes Thema dominierte das Treffen: Syrien. Und während sich Ankara und Moskau politisch wie wirtschaftlich zunehmend annähern, verfolgen sie in Syrien gegensätzliche Ziele.

Heute, Mittwoch, wird zudem Irans Präsident Hassan Rouhani in Ankara erwartet. Die drei Präsidenten wollten dann über die Zukunft Syriens beraten. Und damit ist sie komplett, die Runde der Garantiemächte im sogenannten Astana-Prozess, jenes von Russland iniziierten Kreises an Mächten, die in Syrien tatsächlich eine Rolle spielen. Ein Vertreter der USA sollte bei den Treffen in Ankara nicht zugegen sein.

Washington hat mit der Wahl seiner kurdischen Verbündeten in Syrien den NATO-Partner Türkei vor den Kopf gestoßen. Vergangene Woche hatte US-Präsident Trump einen raschen Abzug der 2000 US-Soldaten aus dem von den Kurden verwalteten Nordosten Syriens angekündigt. Auch 200 Millionen Dollar an Wiederaufbaugeldern soll er laut Washington Post eingefroren haben.

Kurden als Verlierer

Mit der Abzugs-Ankündigung jedoch – so die begründete Befürchtung der syrischen Kurden – überließen die USA den Norden Syriens praktisch der Türkei, die Teile der kurdischen Gebiete bereits – unter Duldung Russlands – militärisch erobert hat und auch mit einer Offensive in den verbliebenen Regionen im Nordosten des Landes gedroht hat.

Alliiert hat sich Ankara dabei mit durchaus auch radikalen Rebellenverbänden, die in der Rebellenhochburg Idlib ihren Sitz haben und den Sturz des syrischen Regimes fordern. Türkische Truppen halten entlang der Frontlinien in der Region auch Posten zur Beobachtung von Waffenstillständen, die im Astana-Format vereinbart wurden.

Mit dem Vormarsch der syrischen Armee nicht zuletzt durch russische wie iranische Militärhilfe wird nun Idlib zunehmend zum Thema zwischen der Türkei, Russland und dem Iran. Ankara würde Idlib gerne als Pufferzone halten – nicht zuletzt weil eine Offensive dort Hunderttausende in die Flucht treiben würde. Die syrische Führung besteht auf der Rückeroberung der Region. Stefan Schocher

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