Mord an Frauen: „Strukturelles Problem – kein Einzel- oder Familiendrama“

Mord an Frauen: „Strukturelles Problem – kein Einzel- oder Familiendrama“
2019 starb in Deutschland alle drei Tage eine Frau durch ihren (Ex)-Partner – nun wird über mehr Schutz und auch einen eigenen Straftatbestand diskutiert.

Nürnberg, Stadtteil Gebersdorf. Eine Frau, 63 Jahre alt, liegt auf der Straße, daneben in einem Taxi ein Mann – beide erschossen. Die Polizei nimmt später den getrennt lebenden Ehemann der Frau fest, er gilt als tatverdächtig, schweigt aber. Was vergangenen Samstag in Nürnberg passierte, wurde in einigen Medien als „Beziehungsdrama“ oder „Scheidungskrieg“ bezeichnet. Dabei geht es um etwas anderes: Femizid. Ein Begriff, den die Soziologin Diana E. Russell 1967 prägte; er bedeutet: Männer töten Frauen, weil sie Frauen sind. In Argentinien, Peru und Spanien wird dies als Straftatbestand geführt. In Deutschland kommt er am häufigsten als „Trennungstötung“ vor. Laut Bundeskriminalamt ist 2019 alle drei Tage eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet worden – 117 Frauen und 32 Männer starben. Insgesamt waren laut Polizeistatistik 141.792 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt (81 Prozent weiblich, 19 Prozent männlich) – das sind um 0,7 Prozent mehr als 2018.

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