Mit einer Rede Stunden vor dem Sturm hatte er seine in Washington demonstrierenden Anhänger aufgestachelt. Dafür musste er sich einem Amtsenthebungsverfahren sogar noch nach seinem Abgang aus dem Weißen Haus stellen – und wurde freigesprochen.
Im U-Ausschuss will man jetzt eine noch viel heiklere Frage aufwerfen: Was wusste Trump von der Gewalt, die sich da im Zentrum der Hauptstadt zusammenbraute? Hatte er Kontakt mit Rädelsführern der Demonstranten, und wenn ja, worüber sprach er mit ihnen?
Wie viel dazu ans Tageslicht kommen wird, hängt vor allem davon ab, wer zu den Vorfällen aussagen wird. Die Demokraten, die den Ausschuss dominieren, planen unter anderem Ivanka Trump, ihren Ehemann Jared Kushner, Mark Meadows, Stabschef im Weißen Haus. und zuletzt sogar Trump selbst vorzuladen. Ob die aber tatsächlich erscheinen müssen, könnte zuletzt sogar vor Gericht verhandelt werden müssen.
Die Republikaner jedenfalls setzen vorerst auf Totalblockade des Ausschusses. Vertreten wird die Partei im Ausschuss jedenfalls von einer der lautesten Trump-Gegnerinnen, Liz Cheney, republikanische Kongressabgeordnete und Tochter des ehemaligen Vizepräsidenten. Die überzeugten Trump-Anhänger, die die Republikaner vorgeschlagen hatten, ließ der demokratische Vorsitzende des U-Ausschusses nicht zu.
Totalblockade
Die Folge: Die Republikaner haben auf Totalblockade geschaltet. Der Ausschuss wird als „politischer Schauprozess“ und „Scheinverfahren“ bezeichnet. Schon beim Auftakt ließ sich keiner der führenden Vertreter der Fraktion blicken. Man sei verhindert, wurde ausgerichtet.
Liz Cheney wiederum drohte die Parteiführung offen mit politischen Konsequenzen, sollte sie im U-Ausschuss Trump belasten.
Mit dieser Grundhaltung gehen die Republikaner nicht nur in den U-Ausschuss, sondern voraussichtlich auch in die Kongresswahlen im nächsten Jahr. Man scheint entschlossen, der Biden-Regierung keinen Erfolg mehr zu gönnen.
Die Partei kann es sich nicht leisten, sich von Trump zu verabschieden – nicht einmal von seinen längst widerlegten Thesen von Wahlfälschung. „Er hat die Basis der Partei fest im Griff“, gesteht ein Strategieberater der Partei gegenüber der New York Times ein: „Er ist der wichtigste Motor für alle kleinen Spender.“
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