Er teilt zwar den Nachnamen und Anfangsbuchstaben des Vornamens mit dem Ex-James Bond-Darsteller Roger, klingt aber nach 34 Jahren beim MI6 mehr wie ein Change Agent als wie ein Spion. „Ich werde versuchen, Leute zu überzeugen, für uns zu arbeiten“, twitterte er etwa im Herbst 2020 am ersten Tag im Chefsessel. Ian Flemings Bond oder John le Carrés George Smiley müssten Interessierte nicht sein. Denn „sie sind (großartige) Fiktion, aber eigentlich sind wir #secretlyjustlikeyou“, also „insgeheim genau wie du“, startete er seine Charmeoffensive.
Diese Woche überraschte er wieder mit unkonventionellen Waffen und versuchte in einem BBC-Interview, das Image des Spionagediensts aufzupolieren.
„Um geheim zu bleiben, müssen wir offener werden“, erklärte Moore. So könne man nicht wie in den Bond-Filmen, dank Q, dem Chef der Entwicklungsabteilung, Spezialausrüstung und Technologie intern entwickeln, sondern müsse mehr mit Firmen kooperieren, um in Bereichen wie künstlicher Intelligenz, Quanten-Computing und synthetischer Biologie wettbewerbsfähig zu sein. Denn „unsere Gegner investieren Geld und Ehrgeiz“.
Als seine vier Prioritäten nannte er China, Russland, Iran und Kampf gegen Terrorismus. Peking stelle etwa via Wirtschaftspolitik „Daten- und Schuldenfallen“ auf, um Leute „an den Haken zu bekommen“ und Einfluss auszuüben.
Auch in Zukunft will Moore, 58, „mit Bedacht“, statt aus der Hüfte geschossen, Geheimnisse lüften, aber nicht alle Traditionen über Bord werfen. So verwendet der in Tripolis, Libyen, Geborene, der fließend Türkisch spricht und 2014 bis 2017 Botschafter in Ankara war, den traditionellen Codenamen C. Dieser stehe nicht für „Chief“, sondern die Initiale, mit der der exzentrische erste MI6-Chef Mansfield Smith-Cumming signierte. Nach dessen Vorbild schreibe er, wie auch andere Vorgänger, immer in grüner Farbe, selbst am Computer, verriet Moore.
Mit geschüttelten Martinis und Sachbezügen wie 007 konnte er Nachfolger in spe allerdings nicht in den Geheimdienst Ihrer Majestät locken, auch wenn er betonte, MI6 begrüße die Bond-Filme. Einen Waffen-Kugelschreiber habe er nicht, enttäuschte er so manchen. Auch mit einem mit Spezialvorrichtungen ausgestatteten Auto könne er nicht prahlen. „Leider“ fahre er nicht einmal einen Aston Martin wie der Leinwand-Spion. Ob er denn in jungen Jahren zumindest mit falschem Bart durch Straßen geschlichen sei, wollte die BBC wissen. Moore antwortete: „Ich bin sicher, dass ich ein bisschen herumgeschlichen bin“, gab er zu. „Aber vielleicht nicht in der von ihnen beschriebenen farbenfrohen Weise“.
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