Mexiko: Wenn Politik und Korruption Menschenleben kosten

Mexiko: Wenn Politik und Korruption Menschenleben kosten
Der Tod von 53 Migranten zeigt einmal mehr die aussichtslose Situation von Menschen auf dem Weg von Mexiko in die USA auf.

aus Rio Tobias Käufer

Die weißen Leichensäcke liegen aneinandergereiht auf dem Asphalt, der umgekippte graue Lkw immer noch seitwärts auf der Straße. Die Polizei kämpft mit schaulustigen Gaffern. Dazwischen versuchen ein paar verletzte Migranten, unbemerkt davonzukommen. Sie humpeln weg, aus Angst, verhaftet zu werden.

Die Bilanz dieses Dezembertages im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas ist erschütternd. Insgesamt 54 Migranten, die sich auf der Ladefläche des offenbar mit 100 Stundenkilometern über die Straße rasenden Fahrzeugs befanden, wurden getötet. Sie wiesen zum Teil schwerste Verletzungen auf. Die Menschen befanden sich offenbar illegal im Land – auf der Durchreise Richtung US-Grenze.

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Über 50 Menschen waren im LKW eng zusammengepfercht.

"Ich umarme die Familien der Opfer", schreibt Mexikos Präsident Andres Lopez Obrador auf Twitter. Guatemalas Präsident Alejandro Giammattei bot seine Unterstützung bei der Identifizierung und Rückführung möglicher Opfer an. Der Großteil der Migranten stammte aus Guatemala.

Trauriger Rekordwert

Der schreckliche Vorfall im Grenzgebiet der beiden Länder lenkt einmal mehr den Blick auf die Lage im südmexikanischen Bundesstaat und Migrationshotspot Chiapas: Hier werden von den Behörden tausende Migranten aus Mittelamerika, Venezuela, Kuba oder Haiti wochenlang festgehalten, ihre Anträge nicht bearbeitet – offenbar als Abschreckungsszenario.

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Mexiko ging auf Druck der US-Regierungen Biden und Trump zuletzt mit aller Härte gegen Migranten vor. Im laufenden Jahr sind bereits 228.115 Migranten registriert und größtenteils verhaftet und wieder abgeschoben worden. Das ist ein neuer Höchststand. Zudem starben im laufenden Jahr bereits 650 Migranten an der mexikanisch-amerikanischen Grenze – so viele wie seit 2014 nicht mehr.

Komplizenschaft

Die Komplizenschaft zwischen Politik und kriminellen Banden bei der Ausbeutung der Migranten ist ein offenes Geheimnis. Das führt immer wieder zu "Ausbruchsversuchen" der festgehaltenen Menschen – wie zuletzt, als zwei Migrantenkarawanen, zu denen sich Tausende Menschen versammelt hatten, in Richtung US-Grenze marschierten. Die Strecke entspricht in etwa der Distanz zwischen Wien und Marrakesch – Tausende Kilometer, zu Fuß zurückgelegt, bei teilweise sengender Hitze. Eine der beiden Menschenkarawanen ist inzwischen nahe Mexiko-Stadt, in Puebla, angekommen.

Alleine unterwegs, sind die Migranten den brutalen Angriffen von Banden ausgesetzt, die Schutzgelder erpressen oder die Menschen zu Drogenkurierdiensten oder in die Zwangsprostitution zwingen wollen. Die zweite Möglichkeit: Man lässt sich auf zwielichtige Lkw-Transporte ein. Dass diese auch tödlich enden können, zeigt die jüngste Tragödie.

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