Massenproteste im Osten Russlands: Das System Putin bekommt Risse

Massenproteste im Osten Russlands: Das System Putin bekommt Risse
In Chabarowsk demonstrieren Zehntausende für ihren Gouverneur, der im Kreml-Auftrag verhaftet wurde. Moskau schaut zu – vorerst.

"Moskau raus, Moskau raus! Putin, tritt zurück! Wir wollen unseren Gouverneur zurück!“

Seit zwei Wochen ist es jeden Tag dieselbe Choreografie: Am Lenin-Platz in Chabarowsk, Russlands äußerstem Osten, versammeln sich Menschen und schimpfen auf Moskau. Man sieht Junge wie Alte, Kinder sind dabei, alle sind friedlich.

Was vor zwei Wochen als kleiner Protest 6000 Kilometer entfernt von der Hauptstadt begann, hat sich zu einer richtigen Unannehmlichkeit für den Kreml entwickelt. Sergej Furgal, Gouverneur von Russlands östlichster Region, war wegen der angeblichen Verwicklung in Morde vor 15 Jahren verhaftet worden. Das ist an sich ein üblicher Vorgang bei Politikern, die dem Kreml zu beliebt oder gefährlich werden. Furgal war beides: Der Liberaldemokrat, Vertreter der geduldeten Opposition, schlug 2018 nicht nur Putins Kandidat, obwohl er als Zählkandidat nicht mal einen Slogan hatte. Er - selbst mit einer etwas zwielichtigen Vergangenheit ausgestattet - erarbeitete sich seither auch den Ruf eines menschennahen Anti-Korruptions-Politikers, in einer mafiösen, wirtschaftlich schwachen Region, die sich vom Kreml vergessen fühlt.

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