Massengräber und volle Spitäler: Coronavirus in Brasilien
Lange hatte Brasiliens rechtspopulistischer Staatschef Jair Bolsonaro jegliche Gefahr durch das Coronavirus geleugnet, von einer lediglich „kleinen Grippe“ gesprochen und alle Maßnahmen zur Eindämmung strikt abgelehnt. Die Rechnung für diese Haltung bezahlen nun immer mehr Landsleute mit dem Leben.
Brasilien – das mit 200 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Land Südamerikas – ist laut der amerikanischen John Hopkins Universität mittlerweile das Land mit den sechsthöchsten Infektions- und Todeszahlen weltweit. Tendenz: stark steigend.
Freitagabend meldete das Gesundheitsministerium in Brasília einen neuen Negativ-Rekord: gut 15.300 zusätzliche Covid-19-Erkrankungen innerhalb von 24 Stunden. Insgesamt wurden bis Freitag 220.000 Infizierte gezählt, 15.000 Menschen sind gestorben. Forscher gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus.
Im Streit um seine erratische Politik verschliss Präsident Bolsonaro, der die Lage weiterhin kaum kommentiert, zwei Gesundheitsminister binnen eines Monats.
Dramatische Lage
Was das Virus anrichtet, sieht man vielerorts in Brasilien: Es gibt keine freien Intensivbetten mehr, provisorische Kliniken werden eröffnet, auf Friedhöfen werden im Akkord Gräber geschaufelt oder die Toten gleich in Massengräbern bestattet.
Besonders schlimm trifft es Indigene, die von ihnen bewohnte Amazonasregion ist besonders von der Epidemie betroffen. 38 indigene Völker seien bereits von der Corona-Epidemie betroffen, heißt es bei der Vereinigung der Ureinwohner, Apib. Das Virus erreiche mit „beängstigender Geschwindigkeit“ alle Gebiete der Ureinwohner. Diese seien schon früher durch eingeschleppte Krankheiten schwer getroffen worden.
Präsident Jair Bolsonaro, der im Amt durch ein Verfahren wegen politischer Einflussnahme auf die Polizei geschwächt ist, drängt trotz aller Hiobsbotschaften auf eine rasche Rückkehr zur Normalität.
Um die Ausbreitung des Virus in der Amazonasregion einzudämmen, setzt der 65-Jährige gemeinsam mit Kolumbien auf eine verstärkte Militärpräsenz an der Grenze zwischen den zwei Ländern. Auch sollen verstärkt Informationen über den Stand der Pandemie ausgetauscht und Maßnahmen koordiniert werden.
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