Macht der Symbolik: Was der Buchstabe "Z" im Ukraine-Krieg bedeutet

"Wir werden in unserer Arena kämpfen und zeigen, dass die Ukraine nicht aufgibt!" Ilja Kowtun erfüllte am Sonntag sein auf Social Media abgegebenes Versprechen.
Der ukrainische Turner stand beim Weltcup in Doha mit einer Goldmedaille um den Hals auf dem Podest. Neben ihm ein Russe, der sich am Barren klar geschlagen geben musste. Die übliche Umarmung für das Siegerfoto fehlte, ebenso das russische Wappen auf der Brust von Iwan Kuliak. Dort schimmerte stattdessen ein weißer Buchstabe zwischen dem Medaillenband durch: "Z". Ein Zeichen der Unterstützung für Wladimir Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Endgültige Sperre
Am Montag trat die endgültige Sperre (bela)russischer Athleten durch den Weltturnverband FIG in Kraft. Gegen Kuliak wurde wegen des weißen, mit Klebeband fixierten Buchstaben ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Der vorerst letzte internationale Auftritt eines russischen Turners beschäftigt seitdem nicht nur die Turnwelt.
Bereits im Februar war das "Z" auf russischen Panzern und anderen Militärtransportern zu sehen. Um die Bedeutung des Symbols gab es viele Spekulationen. Aus der Ukraine kam die Erklärung, dass es ein Hinweis für russische Einheiten und die Herkunft der jeweiligen Truppe sein könnte. Im deutschen Spiegel wurde vermutet, dass es sich um ein Zeichen des westlichen Militärbezirks Russlands handle, das auf Russisch "Zapadnyj voennyj okrug" genannt und als ZVO abgekürzt wird.

Russische Panzer nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew – aber der 60 Kilometer lange Militärkonvoi stockt
Dann, am 3. März, die Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums auf Instagram. "Z" stehe für "Za pobyedu", was sinngemäß "Für den Sieg" bedeutet. Der Slogan wird von der russischen Regierung als Kriegspropaganda genutzt. Und der Kreml weiß, dieses Werkzeug martialisch und umfassend in Szene zu setzen.
In einem veröffentlichten Video ist zunächst ein großes weißes "Z" umgeben von Flammen zu sehen. Danach marschiert eine große Gruppe junger Menschen in schwarzen Pullovern zu düsterer Musik auf. Mehrfach wird mit dem Daumen auf den Schriftzug am Pullover gezeigt: "Präsident Putin Team".
Ohne viele Worte
Mittlerweile taucht der Buchstabe "Z" überall in Russland auf. Ein Talkshow-Experte trat neulich mit einem "Z" auf seinem T-Shirt auf. Lastkraftwagen und Autos zieren "Z"-Aufkleber. Auf Werbebanner, Firmenlogos und in Zeitungen wird der Buchstabe hervorgehoben. Auf einer Raketenrampe des Weltraumbahnhofs Baikonur montierten Arbeiter den Buchstaben. Selbst in sozialen Netzwerken schrieben einige Prominente das "Z" in ihren Namen mit Großbuchstaben. Eine Gruppe angeblich todkranker Kinder ist auf einem Bild in "Z"-Formation vor dem Krankenhaus zu sehen.
Sie alle unterstützen damit die angeordnete "Spezialoperation" ihres Präsidenten Putin gegen die von ihm bezeichneten "Neonazis" in der Ukraine.
Einschüchterung
"Z" dient dem Regime längst nicht mehr nur als Propaganda-Werkzeug, sondern auch als Einschüchterungstaktik gegen jene, die sich dem Krieg widersetzen. Das Symbol wurde etwa auf Türen der Mitglieder von Pussy Riot, dem Filmkritiker Anton Dolin und der Antikriegs-NGO Memorial gemalt.
"Z" ist aber längst nicht der einzige Buchstabe mit Kriegssymbolik, der die Russen für Putins Krieg mobilisieren soll: Vielfach zu sehen ist auch das "V".
Laut russischem Verteidigungsministerium steht es für "sila v pravde", das auf Deutsch mit "Die Kraft liegt in der Wahrheit" übersetzt wird. Das Zitat stammt aus dem beliebten russischen Film "Brat 2" (zu Deutsch: "Bruder").

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