Pager-Explosionen: Spur fürt nach Ungarn - und Österreich?

Pager-Explosionen: Spur fürt nach Ungarn - und Österreich?
Eine Firma in Budapest soll die Funkgeräte entworfen und gefertigt haben. Die FAZ berichtet auch von einem Vertreter in Österreich.

Vor der Explosion der Pager im Libanon soll der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad Insidern zufolge Tausende der Geräte schon Monate vor der Auslieferung an die libanesische Hisbollah-Miliz mit Sprengstoff präpariert haben. In 5.000 Pagern des vermeintlichen, taiwanesischen Herstellers Gold Apollo sei bereits bei der Produktion eine kleine Menge Sprengstoff versteckt worden, sagten ein hochrangiger libanesischer Sicherheitsbeamter und eine weitere mit der Angelegenheit vertraute Person.

Taiwanesischer Hersteller weist Vorwürfe von sich

Nach den Vorfällen hat die in Taiwan ansässige Marke jener sogenannten Pager eine Verbindung zu dem Vorfall von sich gewiesen. Wie der Vorstand von Gold Apollo, Hsu Ching-Kuang, in Neu-Taipeh sagte, trugen die Geräte lediglich das Logo der Firma und wurden nicht seinem Unternehmen in Taiwan gefertigt.

Spur nach Österreich?

Auf telefonische Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärte Gold Apollo, dass eine in Ungarn ansässige Firma die Funkgeräte entworfen und gefertigt habe. "Gemäß einer Vereinbarung ermächtigen wir BAC, unser Markenzeichen für den Verkauf von Produkten in bestimmten Regionen zu nutzen, aber Design und Herstellung werden vollständig von BAC übernommen", teilte Gold Apollo außerdem mit. Auch das in Medienberichten genannte Modell AR-924 werde von BAC produziert und verkauft.

Die FAZ berichtete zudem unter Berufung auf den Gold-Apollo-Chef, BAC habe einen Vertreter in Österreich, der als "Tom" unter dem Apollo-Label Produkte vertreibe und auch Pager für Gold Apollo entworfen habe. Aber Gold Apollo gefiel einer seiner Entwürfe nicht, so Hsu: "Wir sagten ihm, dass das, was Sie herstellen, weder schön noch gut ist, benutzen Sie doch einfach mein Produkt."

Hsu habe "Tom" nie persönlich getroffen, nur per Videokonferenz, und habe seit drei Jahren nicht mehr an ihn geliefert. Vom Libanon sei nie die Rede gewesen. Als Probleme bei einer Überweisung auftraten, habe er aber mal ein "komisches Gefühl" gehabt, wird Hsu zitiert. 

Rechtliche Schritte geplant

Taiwanesischen Medienberichten zufolge will Gold Apollo rechtliche Schritte einleiten, da sich die Firma als Opfer sieht. Gold Apollo wurde 1995 gegründet und ist auf kabellose Funksysteme spezialisiert.

Gleichzeitige Explosion

"Der Mossad hat eine Platine mit Sprengstoff und einem Code in das Gerät eingeschleust. Es ist sehr schwierig, das mit irgendwelchen Mitteln zu entdecken, selbst mit Geräten oder Scannern", sagte der Sicherheitsbeamte. Die 5.000 Pager seien von der libanesischen Hisbollah-Gruppe bestellt worden und Anfang des Jahres ins Land gebracht worden. 3.000 der Pager seien am Dienstag explodiert, als eine verschlüsselte Nachricht an sie gesendet wurde, die gleichzeitig den Sprengstoff aktivierte. Israel und Gold Apollo reagierten zunächst nicht auf Anfragen.

Die Kämpfer der Hisbollah benutzen Pager als einfaches Kommunikationsmittel, um der Ortung durch Israel auf Smartphones zu entgehen. Insidern zufolge waren die modifizierten Geräte Anfang des Jahres ins Land gelangt und monatelang unbemerkt geblieben.

Bei den Detonationen kamen neun Menschen ums Leben, fast 3.000 wurden verletzt - darunter zahlreiche Hisbollah-Kämpfer sowie der iranische Botschafter in Beirut. Die vom Iran unterstützte Hisbollah kündigte Vergeltungsschläge gegen Israel an. Das israelische Militär wollte sich auf Anfrage nicht zu den Vorfällen äußern.

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