Die letzte Chance gegen Trump

Tochter Ivanka ist längst eine von Trumps wichtigsten politischen Beraterinnen
Heute wird der Milliardär offiziell vom Wahlleute-Kollegium gewählt. Gegner rufen zur Blockade auf.

Heute, Montag, soll Donald Trump im "electoral college" zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden. Doch Hollywood-Veteran Martin Sheen ruft in einem hunderttausendfach angesehenen Video-Clip die 538 Mitglieder des Wahlleute-Gremiums zur Revolte auf. Genauer: zur Stimmenthaltung.

Sheen und seine Mitstreiter sind nicht allein. Trumps Sieg bei der Wahl am 8. November hat eine stattliche Widerstandsbewegung ausgelöst. Manche republikanisch gepolte Wahlleute berichten von "Hunderten eMails, und Telefonanrufen", in denen sie zur Umkehr aufgerufen werden. Der Sieg stehe Hillary Clinton zu, die fast 2,9 Millionen mehr Stimmen bekommen hat. Und trotzdem nach den Kriterien des "electoral college" verlor. Trumps Wahlsieg, bewerkstelligt mit 80 000 Stimmen Vorsprung in drei Bundesstaaten, sei moralisch entwertet, sagen seine Gegner.

Entscheidend sind die Wahlleute

Entscheidend aber ist allein die Zahl der Wahlleute, die ein Kandidat auf sich vereinigen kann. Hier liegt Trump mit 306 zu 232 deutlich vorn. 270 sind nötig, um ins Weiße Haus einzuziehen. Eigentlich also eine Formalie, wenn die Wahlleute heute zusammentreten. Schon weil sie in 29 Bundesstaaten per Gesetz dazu verpflichtet sind, das jeweilige Stimmenergebnis abzunicken. Aber diesmal ist vieles anders.

Verweigern sich exakt 38 Wahlleute Donald Trump, einigen sie sich mit den 232 auf Clinton abonnierten Vertretern auf die Demokratin oder hieven sie einen konservativen Überraschungs-Kandidaten über die Schwelle von 270, ist die Präsidentschaft Trumps mausetot. Ihn zu verhindern, sei staatsbürgerliche Pflicht, sagen Feinschmecker der Verfassung. Sie berufen sich auf Alexander Hamilton. Einer der Gründungsväter Amerikas hatte vor über 200 Jahren das Wahlleute-Gremium als letztes Bollwerk gegen Demagogen und Hallodris beschrieben, wie sie nun mal aus Volksabstimmungen hervorgehen können. Ob die Last-Minute-Aufrufe zum Ungehorsam fruchten? Skepsis ist angebracht.

Nur ein Wahlmann

Bisher hat erst eine einziger republikanischer Wahlmann, Chris Suprun aus Texas, öffentlich seine Abtrünnigkeit bekundet. Dass ihm kaum drei Dutzend Nachahmungstäter folgen, legt auch die Chronik nahe. In der US-Geschichte verspürten bisher insgesamt 82 "electorates" Lust auf Rebellion. Die meisten auf einen Streich - sechs! - 1808 gegen James Madison. Donald Trump mag daraus aber keine Beruhigung ziehen. Misstrauisch hat er Angst vor "faithless electors", treulosen Funktionären, die im entscheidenden Moment abtrünnig werden könnten. Amerika habe keine Zeit für solche Faxen, meinte er kürzlich.

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