Die drei entführten Jugendlichen sind tot

Isarel führte Razzien durch seit dem Verschwinden der Jugendlichen
Die Leichen der vermissten Teenager wurden gefunden. Israel beschuldigt die palästinensische Hamas, Großeinsatz der Armee.

Unter einem Steinhaufen nahe einem Feld unweit der Stadt Hebron im Westjordanland wurden am Montag die Leichen der seit 18 Tagen vermissten drei israelischen Jugendlichen gefunden. Von ihrem Unterricht waren die zwei 16-jährigen Burschen und ihr 19-jähriger Freund nicht nach Hause zurückgekehrt.

Israels Sicherheitsbehörden vermuteten sofort die radikale Palästinenserorganisation Hamas hinter der Entführung. Die drei Talmudschüler dürften offenbar schon sehr bald nach ihrer Entführung erschossen worden sein, berichtete das israelische Fernsehen.

Die drei entführten Jugendlichen sind tot
Three Israeli seminary students (from L-R) Naftali Fraenkel, 16, who also holds U.S. citizenship, Gil-Ad Shaer, 16, and Eyal Yifrah, 19, are seen in this combination picture of undated family handout photos released June 16, 2014. Israeli security forces on June 30, 2014 found the bodies of the three teenagers who went missing in the West Bank earlier this month and confirmed them as the Israeli seminary students sought since June 12, Israeli media reported. REUTERS/Handout ATTENTION EDITORS - THIS PICTURE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. REUTERS IS UNABLE TO INDEPENDENTLY VERIFY THE AUTHENTICITY, CONTENT, LOCATION OR DATE OF THIS IMAGE. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. NO SALES. NO ARCHIVES. THIS PICTURE WAS PROCESSED BY REUTERS TO ENHANCE QUALITY. AN UNPROCESSED VERSION WILL BE PROVIDED SEPARATELY
Die Jagd nach den mutmaßlichen Entführern dauerte am Montag Abend noch an. Der Geheimdienst hat zwei Hamas-Mitglieder als Tatverdächtige genannt.

Das israelische Sicherheitskabinett trat noch am Abend zu einer Sondersitzung zusammen, um über eine mögliche militärische Reaktion beraten. "Die Hamas ist verantwortlich und die Hamas wird bezahlen", sagte Israels Premier Netanjahu. Rechtsgerichtete Abgeordnete forderten sofort einen "tödlichen Schlag" gegen die radikale Palästinenserorganisation.

Nördlich der Stadt Hebron waren Montagnacht noch starke Truppenverbände im Einsatz. Es sei zu Schusswechseln mit Palästinensern gekommen, berichtete der israelische Rundfunk. Auch im Gebiet der Kleinstadt Chalchul kam es zu gewaltsamen Konfrontationen zwischen der Armee und Palästinensern.

Seit dem Verschwinden der drei Jugendlichen auf dem Heimweg am 12. Juni hat die israelische Armee bei Razzien nach eigenen Angaben etwa 420 Palästinenser festgenommen, die meisten davon Hamas-Mitglieder.

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald S. Lauder, hat die "abscheulichen Morde" scharf verurteilt und die Hamas dafür verantwortlich gemacht. Diese habe erneut ihr wahres Gesicht gezeigt. Es sei klar, dass die Hamas eine Terrororganisation sei, die zerschlagen werden müsse. Es sei die Verantwortung von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen), alle Funktionäre mit Verbindungen zur Hamas sofort aus seiner Regierung zu entfernen, forderte Lauder. Zudem müsse Abu Mazen entschieden gegen den Terror vorgehen und Führungsstärke zeigen. USA und EU rief er auf, die finanzielle Unterstützung für die Palästinensische Autonomiebehörde zu stoppen.

Daniel Kapp, Sprecher des Clubs der Freunde Israels (CdFI), betonte, es handle sich um eine grauenhafte Tat, für die es keinerlei Rechtfertigung gäbe. Europa müsse gegenüber den palästinensischen Verantwortungsträgern unmissverständlich klar machen, dass die Gewalt ein Ende haben müsse. "Leider ist wieder einmal mehr deutlich geworden, dass die Hamas kein Partner für den Frieden ist", meinte der CdFI-Sprecher

Israels Wirtschaftsminister Naftali Bennett hat eine harte Reaktion angekündigt. "Es gibt keine Gnade für Kindermörder", sagte der Vorsitzende der Siedlerpartei HaBayit HaYehudi am Montag nach Angaben der Nachrichtenseite "ynet". "Unsere Herzen sind jetzt mit den Familien", fügte er hinzu. "Dies ist eine Zeit für Taten, nicht für Worte."

Auch Papst Franziskus hat den Familien der ermordeten Jugendlichen sein Mitgefühl ausgesprochen. "Papst Franziskus schließt sich dem unsagbaren Schmerz der Familien an, die von dieser mörderischen Gewalt getroffen wurden", erklärte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Montagabend in Rom. Die Ermordung unschuldiger Menschen sei ein "verabscheuenswertes und indiskutables Verbrechen" und ein "schlimmes Hindernis auf dem Weg zum Frieden, den wir unermüdlich weitergehen müssen und für den wir uns einsetzen und beten müssen."

US-Präsident Barack Obama bezeichnete die Ermordung als "sinnlosen Terrorakt gegen unschuldige Jugendliche". Er sicherte Israel und den Palästinensern die volle Unterstützung der USA zu, um die Täter zur Rechenschaft zu bringen.

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte "geschockt": "Es handelt sich um eine verabscheuenswürdige Tat, für die es keinerlei Entschuldigung geben kann".

Der österreichische Außenminister Sebastian Kurz verurteilte die Tat "auf das Schärfste" und forderte, dass die Mörder vor Gericht gestellt werden. Was den Tätern aber nicht gelingen dürfe, sei es, "durch ihre Bluttat eine Spirale von Gewalt und Gegengewalt auszulösen". Die moderaten Kräfte dürften sich "durch dieses schreckliche Verbrechen nicht von ihren Bemühungen für eine Friedenslösung abbringen lassen", so Kurz.

Rechtsorientierte israelische Abgeordnete, wie Danny Danon von der Regierungspartei Likud, fordern eine Militäroperation und einen "tödlichen Schlag" gegen die Hamas.

Auch Parlamentspräsident Yuli Edelstein (Likud) sagte: "Israel muss einen kompromisslosen Krieg gegen den Terror im Allgemeinen und speziell gegen die Hamas führen."

Der stellvertretende Verteidigungsminister Danon kündigte eine "lange Operation zur Ausrottung der Hamas" an.

Die Hamas warnte unterdessen Israel vor einem militärischen Vorgehen gegen sie. Jede Eskalation oder jeder Krieg würde die "Pforten der Hölle" öffnen, sagte ein Sprecher der Organisation in Gaza, Sami Abou Zouhri, der zugleich die "israelische Version" der Entfühung in Zweifel zog.

Der französische Präsident François Hollande sprach von einem "feigen Mord" und der britische Premier David Cameron von einem "entsetzlichen und unentschuldbaren Terrorakt".

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