Wobei sie in langen Teilen der gut dreieinhalbminütigen Videoaufzeichnung vor allem ein düsteres Bild Frankreichs unter der Präsidentschaft Emmanuel Macrons zeichnete, über dessen „absurdes Management unaufhörlicher und oft eigens ausgelöster Krisen“, über seine „Lügen und Täuschung“ klagte. „Ich will den Franzosen ihr Land zurückgeben, ich will ihnen ihre Sicherheit zurückgeben, ich will ihnen ihren Stolz zurückgeben“, versprach die 53-Jährige, während kurze Filmausschnitte von Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern eingespielt wurden. Ihr schwebe ein „großes, nationales, kollektives Projekt“ vor, so Le Pen – auch wenn ihre Partei Rassemblement National über keine möglichen Koalitionspartner verfügt, mit dem sie im Parlament eine Mehrheit bilden könnte.
Nicht zufällig wurde der Louvre für den Wahlkampf-Clip ausgewählt. Hier trat Macron am Wahlabend vor fünf Jahren vor seine begeisterten Anhänger: Hier hielt er seine feierliche Rede als frisch gewählter Präsident.
Macron sieht Le Pen als ihren Hauptgegner, die anderen Kandidatinnen und Kandidaten erwähnte sie nicht einmal. Dabei ist noch lange nicht klar, ob es bei der Wahl am 10. und 24. April erneut zu einem Duell zwischen Le Pen und Macron kommt.
Der Präsident führt mit rund 24 Prozent die Umfragen an. Le Pen und die Kandidatin der Republikaner, Valérie Pécresse, stehen derzeit steht bei 16 Prozent. Doch die Kandidatur des ultrarechten Journalisten und Autors Éric Zemmour (13 Prozent) könnte sie um den Einzug in die Stichwahl bringen.
Le Pen sagt von sich, sie sei die einzige Kandidatin des Volks, während alle anderen die gut gestellte Elite in den großen Metropolen repräsentierten – auch Zemmour, ein „Mann der Fernseh- und Radiostudios“. Die Tochter des einstigen Parteigründers Jean-Marie Le Pen fordert strikt kontrollierte Grenzen, einen Einwanderungsstopp und die Bevorzugung von Franzosen gegenüber Ausländern bei der Vergabe von Arbeitsplätzen oder Sozialwohnungen.
Sie will ein Referendum über die „Kontrolle der Immigration“, in dem sie die Überlegenheit des französischem vor internationalem und EU-Recht in die Verfassung schreiben will – Polen nennt sie als Vorbild.
Ausländer, die illegal ins Land gekommen sind, sollen grundsätzlich keine Chance auf eine Aufenthaltserlaubnis haben. Von ihrer frühen Forderung nach einem Austritt Frankreichs aus der EU und der Euro-Zone hat Le Pen hingegen Abstand genommen. Denn das wäre nicht mehrheitsfähig in Frankreich.
Kommentare