"Seelenverwandter", "Vorbild", "Hardliner": US-Medien über Kurz

"Seelenverwandter", "Vorbild", "Hardliner": US-Medien über Kurz
"Diese Art der Anerkennung bekommen Führer kleinerer Länder fast nie", schreibt die "New York Times".

Der Besuch von Sebastian Kurz, dem Kanzler einer kleinen europäischen Republik, wurde in den Vereinigten Staaten medial durchaus wahrgenommen. Kurz' Person wird dabei oft auf sein Alter reduziert, bzw. auf seine Anti-Migrations-Linie. Während sich die meisten Medien auf das Thema Strafzölle konzentrierten und den österreichischen Regierungschef nur im Nebensatz erwähnten, war anderen die Persönlichkeit Sebastian Kurz einen ganzen Beitrag wert.

Die New York Times sieht eine "Seelenverwandtschaft" zwischen US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Seine Koalition mit der "extrem rechten" FPÖ alarmiere die europäische Linke, habe ihn aber "äußerst attraktiv für Herrn Trump und seine Berater" gemacht, schreibt die führende liberale US-Zeitung (Donnerstagsausgabe) über das Treffen von Trump und Kurz im Weißen Haus.

"Am Mittwoch gewährte Trump Kurz ein Vier-Augen-Gespräch und ein Treffen in größerem Rahmen mit führenden Beratern - diese Art der Anerkennung bekommen Führer kleinerer Länder fast nie, ausgenommen der Premierminister Irlands rund um den St. Patrick's Day", heißt es in dem Artikel mit dem Titel "Trump kultiviert einen Seelenverwandten von einem Kontinent, den er sich oft zum Feind gemacht hat".

Kurz bei Trump im Weißen Haus

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US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) stellten sich nach ihrem Shakehands im Oval Office etwa sieben Minuten den Fragen der Presse.

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"Wir werden ein großartiges Treffen und eine großartige Beziehung haben, und unsere Länder haben eine großartige Beziehung", sagte Trump auf die Frage, was er von Kurz erwarte.

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Trump begrüßte den Kanzler pünktlich um 13.45 Uhr Ortszeit (19.45 Uhr MEZ) am Eingang zum Westflügel des Präsidentensitzes.

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Trump sagte, dass es "ziemlich gute Handelsbeziehungen" zwischen den USA und Österreich gebe, "und das ist es, worüber wir heute sprechen werden".

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Kurz hatte in seinem Eingangsstatement Trump dafür gedankt, dass er die österreichische Delegation im Weißen Haus empfange. "Es ist mir und meiner Delegation eine Freude, hier sein zu dürfen", sagte der ÖVP-Chef.

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Kurz wies darauf hin, dass sich Österreich "im Herzen der Europäischen Union" befinde und es bei dem Treffen nicht nur um bilaterale Beziehungen gehe, sondern auch um jene zwischen den USA und der EU.

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Die österreichische Delegation trifft die amerikanische Administration.

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Ein zentrales Gesprächsthema waren die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA.

Kurz aus dem "pittoresken Alpenland"

Angesichts des Schneefalls in Washington sei es durchaus passend für Trump gewesen, sich mit dem politischen Führer "eines pittoresken Alpenlandes beim Kamin aufzuwärmen. Aber Trumps Treffen im Oval Office mit Kanzler Sebastian Kurz hatte weniger mit Schlittenfahrten und heißer Schokolade zu tun als mit deren gemeinsamer Vorliebe für Nationalismus und einen entschlossenen Kampf gegen Immigration". Die Zeitung machte auch einen "großväterlichen Ton" bei Trump aus, als dieser Kurz' Aussage über das Tag für Tag kleiner werdende Problem des jugendlichen Alters mit der Bemerkung "Eines Tages wirst Du das nicht mehr sagen", quittierte.

Handshake mit Trump

Kurz als "Vorbild", Kurz als "Lückenfüller"

Bloomberg lobte Sebastian Kurz als "frisches konservatives Gesicht, das das Mitte-Rechts-Establishment der EU aufmischt". Auch dieses Nachrichtenportal betont das Alter des österreichischen Kanzlers (32) und den Umstand, dass er der jüngste Regierungschef Europas ist. Außerdem erwähnt der Artikel, dass Figuren aus der US-Regierung Kurz als "Vorbild" bezeichnen.

Kurz versuche, sich als Mediator zwischen der US-Administration und Europa zu positionieren, heißt es weiter. Während Trumps Beziehungen zu Deutschland und Frankreich angeschlagen seien, fülle Kurz eine Lücke.

Schon vor dem Treffen bezeichnete Bloomberg den österreichischen Kanzler als den "Millenial", der "Merkel in Sachen Flüchtlinge herausforderte".

Die US-Medien konzentrierten sich allerdings hauptsächlich auf die möglichen Strafzölle auf europäische (vor allem deutsche) Autos und die Frage, ob es bald einen Deal mit der EU geben könnte. Kurz wird dabei durchaus als "Stimme Europas" wahrgenommen. Trump und die EU seien aber noch "weit entfernt von einem Deal, um die drohenden Zölle abzuwenden", zitiert Bloomberg den österreichischen Kanzler. Das Treffen wird in diesem Artikel als kontroversiell beschrieben, ähnlich wie in österreichischen Medienberichten.

"Hardliner"

Da Nachrichtenportal Newsmax war ebenfalls sehr an dem Treffen des US-Präsidenten mit dem Alpenrepublik-Kanzler interessiert. In einem Artikel wird ebenfalls Sebastian Kurz' Alter betont - wenn auch fälchlich mit 33. Der Fokus des Berichts liegt aber vor allem darauf, dass Donald Trump laut Aussagen des Bundeskanzlers besonders interessiert an den EU-Wahlen im Mai sei. Er habe sich erkundigt, wer der nächste Kommissionschef werden wird.

ABC-News, die sich ebenfalls auf das Alter des Kanzlers konzentrierten, bezeichneten den ÖVP-Kanzler als "Hardliner in Sachen Immigration", der trotz seines Alters ein erfahrener Politiker sei. Er helfe dabei, Europa weiter nach rechts zu rücken und begünstige die populistische Agenda seines Koalitionspartners. ABC erwähnt das Burkaverbot, die Schließung der Balkanroute und die Ablehnung der Flüchtlingsverteilung in der EU nach Quote als Beispiele für Kurz' Politik.

Fragile Freundschaften

Mit Blick auf das mittlerweile zerrüttete Verhältnis Trumps mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron hieß es in der New York Times, dass Kurz nicht der erste europäische Jungpolitiker sei, mit dem Trump Freundschaft geschlossen habe. "Und Kurz ist auch nicht der einzige Nationalist, der die Aufmerksamkeit des Präsidenten bekommen hat", heißt es mit Blick auf "andere europäische Populisten" wie die Regierungschefs Viktor Orban (Ungarn) oder Giuseppe Conte (Italien). Auch der jüngste Nahost-Gipfel in Warschau sei eine "Belohnung" für die dortige Rechtsregierung gewesen. Nach Ansicht von Experten gibt es aber kaum Hinweise, dass diese Bemühungen den USA greifbare Ergebnisse gebracht hätten. Vielmehr sei die Kluft zu Verbündeten wie Deutschland und Frankreich vertieft worden.

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